Abgeschiedenheit

Ich sitze in den Neuseeländischen Alpen in einem Motel im Sessel und schaue auf den Regen draußen. Als ich ankam, hat mir der Manager alles gezeigt, mir noch etwas frische Milch für den Tee gebracht und sich dann wieder zurückgezogen. Die beiden anderen Zimmer sind nicht vermietet. Niemanden zieht es zu dieser Jahreszeit in die Abgeschiedenheit. In 30 Kilometer Entfernung gibt es einen Fish & Chips Shop, der allerdings wegen der Pandemie nur Take-Away-Gerichte macht und um 16 Uhr schließt. Reids Store, den ich durch das Fenster sehen kann und der laut Internet köstlichste Gerichte anbietet, hat zugemacht. Gegen halb vier kommt der kleine Schulbus, holt acht Kinder von der Schule ab und bringt sie zurück zu ihren weitverstreut gelegenen Farmen. Dann gibt es nur noch den Regen. Ich beobachte, wie sich die Menge und Intensität der Tropfen, die in die Pfützen fallen, verändert. Ab und an höre ich ein Auto auf der Verbindungsstraße von der Ostküste nach Westen oder nach Norden. Sonst nichts. Drumherum nur Natur. Es gibt nichts zu besichtigen oder zu erledigen. Wanderungen sind im Dauerregen wenig einladend und wegen der Überschwemmungen gefährlich. Die Tropfen, die in die Pfützen fallen, sind jetzt ganz fein, ein Nieselregen. Ein Auto kommt. Die Fahrerin steigt aus und geht zu den Postfächern. Jetzt hämmern starke Regentropfen herab. Die Frau springt in ihr Auto zurück und fährt weg. Es fängt an zu dämmern und es ereignet sich nichts weiter. Ich füge mich in die Abgeschiedenheit des Ortes, die Ereignislosigkeit, den Regen und genieße es.

Kennst du Abgeschiedenheit und Ereignislosigkeit? Was lösen sie in dir aus?

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