Die Tramperin

Ich fahre auf den Markt nach St. Ingbert. Auf der Höhe des Freibades steht eine Frau und hält den Daumen raus. Ich halte an und nehme sie mit. Auf den wenigen Kilometern, die wir zusammen fahren, erzählt sie mir in Stichpunkten ihre Geschichte: Alkoholabhängige Eltern, Pflegefamilie, Missbrauch, Heimunterbringung, Leben auf der Straße, trampen, weil sie kein Geld hat. Ich höre zu. Ihr Bericht lässt mich verstummen. Was Menschen erleben und durchmachen müssen! In St. Ingbert angekommen, bedankt sie sich für das Mitnehmen. Ohne viel nachzudenken, ziehe ich einen Geldschein aus meinem Geldbeutel und überreiche ihn ihr. Sie stutzt, zögert: Nein, das wolle sie nicht. Bitte, sage ich. Sie nimmt ihn. Ob sie das Geld in Alkohol oder Zigaretten umsetzt? Ich weiß es nicht. Was ich weiß ist, dass ich in dem Moment so viel mehr Geld habe als sie und ihr gerne etwas davon abgebe.

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