Wenn ich in Deutschland in einem Lokal ein Bier bestellen möchte, sage ich: „Ein Bier bitte!“ und es erregt keinerlei Aufsehen. Wenn eine Neuseeländerin ein Bier bestellen möchte, sagt er oder sie: „Könnte ich bitte ein Bier haben?“ Alles wird hier freundlich eingepackt, umschrieben und durch die Blume gesagt. Nichts wird direkt angesprochen oder ausgesprochen. Wenn ich hier „Ein Bier bitte“ sage, werde ich auch auf Grund meines Akzents als Deutsche identifiziert. Wir gelten hier als effizient, direkt und dadurch oft verletzend. Ein anderer Unterschied, über den ich gestolpert bin, ist die Frage: „How are you?“ Sie wird immer und überall gestellt, an jeder Supermarktkasse, in jedem Café, beim Tanken, im Vorbeigehen an einer Parkbank. Und es wird als Antwort nichts weiter erwartet als die Standardfloskel: „I’m good, thanks. How are you?“ Noch ein weiterer auffälliger Unterschied ist, dass jede Erfahrung, sei es ein Ausflug, ein Essen, eine Wanderung oder ein Kinobesuch, positiv kommentiert wird: „Oh, ja, das war eine schöne Wanderung.“ Oder: „Das war ein toller Film!“ Es ist immer und alles positiv. Vielleicht am Ende wird in einem kurzen Nebensatz erwähnt, dass das Wetter nicht durchgängig so gut war, oder dass der Film ein paar Längen hatte, mehr aber nicht. Für mich war es eine Herausforderung und eine Anstrengung, alles was ich gesehen, gemacht oder erlebt hatte, positiv zu erzählen. Ich empfand es im Grunde als unehrlich, so etwas zu sagen, wenn es bei der Wanderung nur geschüttet hatte oder mir der Film nicht gefallen hatte. Hier aber gilt es als respektlos und unhöflich, dies so direkt zu formulieren. Die Unterschiede zwischen beiden Kulturen liegen nicht nur in den verschiedenen Sprachen, sondern auch in den Feinheiten, die einem keine*r erklärt und die einem erst nach längerer Zeit durch viele, auch schmerzvolle Erlebnisse erfahrbar werden.
Hast du dich schon einmal auf eine andere Kultur eingelassen? Welche Unterschiede sind dir dabei aufgefallen?