Wohnungssuche

Die erste Wohnung, die ich mir anschaute, lag ruhig, es gab keine großen Straßen, die für meine Katze gefährlich sein konnten und sie war bezahlbar. Ich war auch die erste, die sie anschaute und hatte somit noch keine Mitbewerber. Ich hätte einfach nur ja zu sagen brauchen. Aber etwas in mir wollte nicht. Was hinderte mich nur daran? Ich bat um eine Nacht Bedenkzeit. Am nächsten Tag fuhr ich noch einmal dort vorbei, um mir eine zweite Chance zu geben. Es blieb bei einem Nein, was mein Kopf überhaupt nicht verstehen wollte. Ich ließ mich trotzdem von meinem Bauchgefühl leiten – und sagte die Wohnung ab. In den folgenden Wochen schaute ich mir an die 30 weitere Wohnungen an. Zuerst suchte ich nach einer im gleichen Stadtteil, da ich dort aber nichts Passendes fand, erweiterte ich meinen Radius. Ich besichtigte eine Wohnung, die nur Nordfenster hatte und eine andere, die ein*e Raucher*in bewohnt hatte und deren Tapeten kalten Rauch ausdünsteten. Eine weitere Wohnung hatte kein Stück Grün drumherum, und noch eine andere war Teil eines Zweifamilienhauses, das der Besitzer zu fünf verwinkelten Wohnungen umgebaut hatte, bei denen man klaustrophobisch werden konnte. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung stellte sich als EinZimmer-Wohnung heraus. Eine Wohnung, die mir hätte gefallen können, war just fünf Minuten vor meinem Termin von dem freundlichen Vermieter schon vergeben worden. Bei einer weiteren, die ich den Bildern nach zu urteilen wirklich, wirklich gewollt hätte, bekam ich erst gar keine Rückmeldung. Als ich schließlich die Wohnung besichtigte, die ich jetzt bewohne, dachte ich auch zuerst: ‘nein’. Mir gefiel zwar die besondere Architektur, die Wohnung war jedoch total nackt: die Wände mussten tapeziert und gestrichen, Lampen angeschlossen, Gardinenstangen angebracht werden, es gab weder Herd noch Spüle, noch Spiegel oder Ablage im Bad – einfach nichts. Ich wollte es wirklich etwas einfacher haben: zumindest mit Küche und tapeziert. Aber mir ging die Wohnung anschließend nicht aus dem Sinn. Wie wenn man sich verliebt und immer wieder an diese eine Person denken muss, so dachte ich an diese Wohnung. Trotz der erschreckend vielen Arbeit, die noch hineinzustecken sein würde, ließ ich mich von meinem Bauchgefühl leiten. Und sagte zu.

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