Neurodermitis

Als ich mit 19 zum Studium nach Göttingen ging, hörte ich zum ersten Mal, dass Kortison schädlich ist. Mein Leben lang hatte ich mich gegen meine Neurodermitis mit Kortisonsalbe eingecremt. Ich hörte also damit auf. Die Neurodermitis brach am ganzen Körper aus, großflächig. Sie juckte und nässte und die Baumwoll-T-Shirts klebten an den Wunden fest. Wolle konnte ich nicht mehr tragen, auch nicht mehr über Baumwolle, sie kratzte höllisch auf der Haut. Ich cremte mich nur mehr mit einer Fettcreme ein. Meiner Mutter zufolge war alles nur eine Frage der Ernährung: kein Fleisch, keinen Zucker und keinen Alkohol! Ich probierte es aus. Die Neurodermitis blieb. Mir reichte das mit der Ernährungserklärung nicht aus, also suchte ich nach anderen Wegen. Ich fühlte mich entstellt und unansehnlich, mied Menschen und ließ das Studium schleifen. Ich begann eine Therapie und hatte das große Glück, dass der Therapeut nur 15 Mark für die Sitzung wollte, eine Summe, die ich als Studentin gerade so aufbringen konnte. Er begleitete mich über etliche Jahre hinweg und half mir schließlich auch das Studium zu beenden. Als ich nach Indien ging, entließ er mich jedoch mit dem Verdacht auf ein traumatisches Erlebnis in meiner Kindheit. Ich fiel aus allen Wolken. Was …?? Ich konnte mich an nichts dergleichen erinnern. Und mir einfach nichts Schlimmes vorstellen. Wir waren doch eine heile Familie.

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