Überschwemmung

Drei Tage hat es durchgeregnet, eine Menge an Wasser, die sonst in drei Jahren fällt. Gestern, als ich die Strecke von Spring Junction nach Norden fuhr, war schon erkennbar, dass die Wiesen bis zur Brücke links und rechts der Straße regendurchtränkt waren. Sonst war noch nichts weiter auffällig. Heute morgen stehen Warnschilder an der Straße: Flooding. Noch denke ich mir nichts dabei. Als ich die Brücke überquere, erblicke ich vor mir nur noch eine einzige Wasserfläche. Die Wiesen können den Regen schon lange nicht mehr aufnehmen. Zudem hat der Fluss sein Bett verlassen und das Land übernommen. Es ist nicht mehr erkennbar, wo das Flussbett sich durch die Grasweiden schlängelt, und wo das Land ist. Nur die Straße ist gerade noch als ein dunkler Streifen im Wasser auszumachen. Ich traue mir zu, diese stehende Wasserfläche noch zu durchfahren. Aber dann, wenige Meter weiter, erwartet mich ein ganz anderes Bild. Der Fluss strömt quer über die Straße. Wie hoch das Wasser hier ist, ist nicht mehr erkennbar. Ob ich mit dem Auto da noch durchfahren kann? Ich halte an und überlege. Wie komme ich denn sonst zurück nach Christchurch? Oder muss ich noch weitere Tage im Motel bleiben, bis die Überschwemmungen zurückgehen? Ich warte darauf, dass mir ein anderes Auto entgegenkommt, um zu schauen, wie der/die Fahrer*in sich verhält. Wenn jemand anders sich das traut, dann werde ich das wohl auch können. Lange kommt niemand. Ob vielleicht die Straße auf der anderen Seite gesperrt ist, so dass gar niemand mehr durchkommen kann? Und dann, nach einer ganzen Weile, sehe ich ein entgegenkommdes Auto. Es fährt langsam auf den Abschnitt zu, den der Fluss überströmt und durchquert ihn in der vermuteten Mitte der Fahrbahn. Also ist es noch möglich, denke ich. Mein Herz rast. Was ist, wenn ich es nicht schaffe und die Strömung mich in die Wiesen abdrängt? Mit durchgedrücktem Gaspedal durchfahre ich die Strömung und spüre die Kraft, mit der das Wasser seitlich gegen das Auto drückt. Ich muss mit dem Lenkrad gegensteuern und sekundenlang kämpfe ich mit dem Wasser unter mir. Ich komme sicher auf der anderen Seite an und bin froh, als ich das Hochwassergebiet irgendwann verlasse.

Bist du schon einmal den Naturgewalten ausgesetzt gewesen? Was hast du erlebt und wie hast du reagiert?

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