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Ein Blick oder Einblick?

Du bist in deinem Urlaub die Küste Kroatiens entlanggefahren und hast dir Dubrovnik angeschaut. Ich habe meinen ganzen Urlaub in Dubrovnik verbracht. Ich war in den Morgenstunden in der Stadt, während sie langsam erwacht. Ich war in den Mittagsstunden dort, wenn sie von Touristenströmen durchflutet wird. Ich war in den Abendstunden dort, wenn die Ausflugsboote zurückkehren und die Menschen sich in den Restaurants niederlassen oder flanieren. Du hast dir Split angeschaut. Ich weiß, an welchem Strand in Dubrovnik man den Sonnenuntergang sehen kann. Du hast die Plitvicer Seen gesehen. Ich habe die Stadt zu Fuß umrundet. Ich habe sie vom Meer aus gesehen und von oben. Und ich bekomme in dem Café, in das ich jeden Tag gehe, meinen Cappuccino, ohne dass ich ihn noch bestellen muss. Welches Erlebnis ist interessanter als ein anderes? Hat nicht jedes Erleben etwas Besonderes?

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Dubrovnik im Oktober

Baden in der Mittagszeit in der glasklaren, erfrischenden Adria. Balancieren über Kieselsteine am Strand. Milde Abende in einem dünnen Pullover auf der Terrasse. Eine streunende Katze, die mich abends besucht. Zikaden, die im Hintergrund zirpen. Düfte von Jasmin, Feigen und Pinien, die sich abwechseln. Börek mit Spinat und Käse. Eine Sprache, aus der ich nichts herleiten kann. Historische Festungen und Paläste. Eine laut und fröhlich singende Hochzeitsgesellschaft. Leuchtende Granatäpfel und Pampelmusen an Bäumen. Röhrende Mofas und hupende Autos. Dichte, stechende Abgaswolken. Reisebusse, Reisebusse und noch mehr Reisebusse. Luxusliner und Kreuzfahrtschiffe am Kai. Wolken zitroniger Parfüms von Passanten auf dem Bürgersteig. Menschengewusel. Sprachen aus aller Herren Länder. Menschenschlangen vor dem Tor zur Altstadt. Enge, steile Treppengänge überall in der Stadt. Das Rauschen des Meeres, der Duft von Salzwasser und Tang. Dubrovnik im Oktober.

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Am Busbahnhof

Ich habe mich genau orientiert und finde den Busbahnhof ohne Schwierigkeiten. Ich laufe einmal um das Gebäude herum und dann eine Treppe hinauf. Schließlich stoße ich auf eine Halle mit Schaltern. Das sieht gut aus. Ich trete an ein Fenster heran und zeige dem Mann hinter der Scheibe den Ausdruck meiner Buchung. Er schüttelt den Kopf. Wie das? Mir sackt das Herz in die Hose. Fährt der Bus nicht? Habe ich falsch gebucht? Mein Hirn läuft auf Hochtouren. Was mache ich jetzt? Ich spreche den Mann an. Er öffnet das Mikrofon. Ich erkläre ihm, dass ich um 12 Uhr einen Bus nach Dubrovnik gebucht habe. Er gibt mir die nötigen Informationen. Da erst erkenne ich, dass der Mann sehbehindert ist.

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Andere Pläne

Nein, mein Urlaub sollte eigentlich ganz anders verlaufen. Ich wollte mit dem Zug nach Zagreb fahren und von dort mit dem Bus nach Dubrovnik. Dort hatte ich ein Leihauto gebucht. Ich wollte an der Küste entlang langsam nach Zagreb zurückfahren und mir auf diesem Weg auch Split und die Plitvicer Seen anschauen. Nichts ist aus all den Plänen geworden. Extrem verspätete Züge, ein Buswechsel wegen Motorschadens und ein abgebrochener Schlüssel, der mich nicht in meine kleine Ferienwohnung hineinließ, strapazierten mich aufs Äußerste. Ich wollte einfach nur noch irgendwo ankommen … Ich stornierte den Leihwagen und ließ alle Pläne los. Am Ende entschied ich mich, die ganze Zeit über an ein und demselben Ort zu bleiben. Ich würde zwar nicht so viel sehen und einen ganz anderen Urlaub haben als den geplanten. Dafür würde ich mich aber endlich entspannen können!

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Der eigene Duft

Jedes Land hat einen eigenen Duft. Ich steige in Zagreb aus und direkt vor dem Bahnhof fange ich fremde Düfte ein. Andere Seifen, Parfüms, Deodorants, Shampoos und Rasierwasser, mit einem Hauch von Zitrone. Natürlich ist es auch das Auge, das das Neue und Unbekannte wahrnimmt, und das Ohr, das die fremde Sprache vernimmt. Aber es ist die Nase, die den tiefsten Eindruck hinterlässt.

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Energie des Landes

Jedes Land hat seine eigene Energie. Ich fahre im Zug lange durch Österreich. Es ist ein schönes Land, das ist keine Frage und dennoch wird etwas in mir eng. Später überquert der Zug die Grenze zu Slowenien und etwas in mir entspannt sich. Ich tanke auf beim Anblick des Flusses, der parallel zu den Schienen fließt. Ich tanke auf beim Blick auf herbstfarbene Wälder, auf satte Wiesen und einsame Höfe.
Die vorbeiziehenden Landschaften bringen mich ins Nachdenken. In Deutschland bin ich dicht verwoben. Dort bin ich hineingeboren. Die Kultur und die Geschichte ist tief in meinen Genen verankert, ob ich es will oder nicht. Das deutsche Erbe wiegt schwer, auch wenn ich Jahre nach dem Krieg geboren wurde. Ich genieße, wenn möglich jedes Jahr oder so oft es eben möglich ist, aus meiner Kultur hinauszutreten, aufzutanken, meiner Seele Luft zu lassen und ihr die Zügel für einen Moment abzunehmen.

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Nein sagen

Ich habe viel Marmelade von den Beeren und Sauerkirschen in meinem Garten gemacht. Im August hat ein Kollege dann noch Kirschpflaumen aus seinem eigenen Garten mitgebracht und aus denen habe ich noch mehr Marmelade gemacht. Es sind wirklich viele Gläser geworden in diesem Jahr. Ich liebe Marmelade und freue mich schon auf die verschiedenen süßen Brotaufstriche. Ende September spricht mich eine Kollegin an, ob ich nicht Quitten haben wolle. Sie habe einen Quittenbaum im Garten, der dieses Jahr üppig tragen würde. Etwas in mir springt sofort an. Am liebsten möchte ich sagen: ‚Oh, ja, Quittengelee ist so lecker! Noch eine Sorte Marmelade mehr!‘ Gleichzeitig spüre ich einen Widerstand in mir. Und dann kommt die Überlegung: ‚Wann soll ich das Gelee denn machen? Ich habe doch gar keine Zeit mehr vor dem Urlaub.‘ Ich lasse kurz die Gedanken sich sortieren, dann sage ich: „Nein, danke! Ich habe leider vor meinem Urlaub keine Zeit mehr, Gelee zu machen.“ Anschließend bedauere ich, dass ich kein Quittengelee in meiner Sammlung haben werde und freue mich, dass ich gut für mich gesorgt habe.

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An die Besucher meines Blogs

Ich sehe in der Statistik meiner Website, dass ich Leser*innen aus aller Welt habe: aus Brasilien, Vietnam, den USA, Schweden, Dänemark, England, Singapur, den Seychellen, Irland und noch weitere. Ich bin total überrascht.
Wie habt ihr mich gefunden? Seid ihr selbst GFK-Trainer*innen? Sprecht ihr Deutsch als Fremdsprache oder seid ihr Deutsche, die im Ausland leben? Welche Geschichte aus meinem Blog gefällt euch ganz besonders? Was berührt sie in euch? Mögt ihr mir davon erzählen? Benutzt einfach das Kontaktformular.
Herzliche Grüße an meine Leser*innen überall in der Welt

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Die eigene Vielfalt

Wie viele verschiedene Seiten, Neigungen, Fähigkeiten und Interessen wir haben! Erfahren und erleben wir sie alle, oder zumindest einen Teil davon?
Ich praktiziere mein musikalisches und künstlerisches Können im Chor. In meinem Lesekreis gebe ich meinem Interesse an Literatur Raum und auch dem Blick in andere Kulturen. In der Schule bekommen meine Fähigkeit, meine Muttersprache zu vermitteln und mein Hang zur Struktur ihren Ausdruck und ebenso meine Kreativität, indem ich für verschiedene Grammatikthemen Lernkärtchen bastle. Im Garten erfahre ich körperliche Aktivität, die Liebe zur Natur und ich kann ihn so gestalten, wie es mir gefällt. Und beim Schreiben jetzt fällt mir noch viel mehr ein, was ich so mache … nämlich Geschichten schreiben … Seminare geben …
Und welche Seiten an mir habe ich vielleicht noch gar nicht entdeckt? Und wie viele Aspekte werden ganz unentdeckt bleiben?

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Was prägt uns

Wir sollen in einem Kreis von ca. 20 Frauen kurz und knackig unsere berufliche Tätigkeit vorstellen. Von Frau zu Frau wird die Erzählung länger. Es wird nicht mehr nur die aktuelle berufliche Tätigkeit genannt, sondern die ganze berufliche Biographie über die Ausbildung, Zusatzausbildungen bis hin zu nebenberuflichen Erfahrungen erzählt. Je weiter die Runde geht, desto häufiger kommen auch noch die Ehrenämter dazu. Ich werde unruhig, hieß es doch „kurz und knackig“. Später spreche ich die Vorsitzende an: „Ich hätte mir gewünscht, dass du nochmals an das ‚kurz und knackig‘ erinnerst.“ – „Ja, vielleicht“, sagt sie, „aber vielleicht haben hier auch Frauen Raum bekommen, die sonst keinen Raum haben.“ – „Ich bewundere deine Geduld“, sage ich. „Weißt du“, entgegnet sie, „ich bin Hebamme, da braucht man vor allem Geduld. Das geht gar nicht anders.“ Später denke ich weiter darüber nach. Ich brauche für meinen Beruf vor allem Struktur, zum Beispiel um dem Unterricht einen roten Faden zu geben und beim Thema zu bleiben. Ein Abweichen kann die ganze Unterrichtsstunde sprengen. Sie braucht für ihren Beruf vor allem Geduld. Wie sehr uns unsere Berufe doch prägen… Oder suchen und finden wir unsere beruflichen Tätigkeiten nach unseren Stärken?

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