Steak

Ich bin mit Fleisch zu den Mahlzeiten groß geworden. Meiner Erinnerung nach gab es, wenn nicht jeden Tag, so doch sehr oft Fleisch zum Mittagessen. Ich liebte Hühnchenkeulen und Ochsenschwanzsuppe und liebte es, die Knochen abzunagen. Was für ein Genuss. Als ich dann zum Studium in eine andere Stadt zog, lebte ich vegetarisch. Fleisch war einfach zu teuer. Während der Jahre in Indien lebte ich wieder vegetarisch. Die Familie, in die ich eingeheiratet hatte, waren Hindus und strikte Vegetarier. Das indische Essen ist auch so vielfältig, dass mir Fleisch wirklich nicht fehlte, und wenn ich mal im Muslimischen Viertel war und sah, wie das Fleisch verkauft wurde, im Freien hängend von einer Traube von Fliegen umgeben, verging mir auch jeglicher Appetit darauf.
In Neuseeland aß ich wieder Fleisch und Fisch. Ich liebte Fish & Chips und das Lammfleisch wurde ohne lange Transport direkt vor Ort produziert. Natürlich wusste ich, dass für Fleisch Tiere getötet wurden, aber es war für mich ein Lebensmittel wie jedes andere auch, wie Kartoffeln, Lauch oder Nudeln. Mit der Zeit wuchs mein Bewusstsein in Bezug auf das Tierwohl und ich kaufte nur noch Biofleisch und Biowurst. Und dann irgendwann veränderte sich etwas. Ich erinnere mich nicht an einen bestimmten Auslöser. Es war mehr so ein unmerkliches Hineinwachsen in die Haltung, dass es mir unangenehm wurde, Fleisch zu essen. Ich kaufte es einfach nicht mehr. Wurde ich eingeladen, fügte ich hinzu, dass ich lieber auf Fleisch verzichtete. Meine Wahrnehmung erweiterte sich von der eines reinen Lebensmittels auf die unangenehme Wahrheit, dass ein Tier für mein Steak sein Leben hatte geben müssen.
Konnte ich das mit meinem Gewissen vereinbaren? Vor kurzem wurde ich spontan zum Essen eingeladen und es gab Bratwurst. Ich habe sie gegessen und sie hat mir geschmeckt. Ich habe mich in Gedanken dafür bedankt, dass ein Tier sein Leben gelassen hat, um mich zu nähren.

Wie bewusst gehst du mit Nahrung um? Was bedeutet Fleisch für dich?

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