Mutter sein

Ich wollte nie Kinder haben, habe auch nie welche bekommen und habe es eigentlich auch nie bereut. Nun habe ich eine Woche auf einer GFK-Familienfreizeit verbracht mit 13 Familien, mit Mamas ohne Papas, mit Mamas mit Papas, mit Omas und vielen Kindern unterschiedlichen Alters. Was für ein Gewusel das am Anfang war. Aufgeregt umherlaufende Kinder, ängstlich sich an Mama oder Papa klammernde Kinder. Schon bald bekam ich Kontakt zu dem einen oder anderen Kind. Irgendwann in den folgenden Tagen setzte ich mich zu einem kleinen Mädchen, vielleicht 4 oder 5 Jahre alt, das sich anscheinend langweilte. „Langweilst du dich?“, fragte ich sie. „Ja.“ – „Wozu hast du denn Lust?“, wollte ich wissen. „Weiß nicht“, kam als Antwort. Plötzlich sprang sie auf und meinte: „Ich will Brombeeren pflücken gehen.“ – „Können wir machen, aber ich weiß gar nicht, wo es welche gibt.“ Da nahm sie mich einfach bei der Hand und sagte: „Aber ich.“ Also gingen wir Hand in Hand zu den Brombeeren. Einträchtig pflückten und aßen wir die Beeren. Mit dem zweijährigen Carl spielte ich Fußball oder so etwas in der Art. Er schoss den Ball kreuz und quer und lachte herzlich dabei. Was für ein herrliches Bild das war. Bei einer anderen Gelegenheit saß er auf meinem Schoß und kuschelte sich ganz an mich an. Da schmolz mir schon das Herz! ‚Ach, es wäre vielleicht schon schön gewesen Kinder zu haben,‘ dachte ich.
Aber ich erlebte auch Momente, in denen ein Mädchen einen totalen Schreianfall hatte, aus Müdigkeit und Ärger und vielleicht auch aus noch anderen Gründen. Ich sah die Mutter, die sichtlich ratlos und vielleicht auch angestrengt den Ausbruch aushielt. Ich konnte nicht umhin zu denken: ‚Gott sei Dank sind mir solche Erlebnisse erspart geblieben.‘ Bei einer kleinen Aufführung, die im Dunkeln stattfand, stand eine Mutter mit ihrer vielleicht zweijährigen Tochter im Arm neben mir. Immer wieder sagte die Kleine in die Stille hinein: „Licht an. Mama, Licht an. Licht an, Mama.“ Eins ums andere Mal. Sie hörte einfach nicht auf. Die Gruppe und auch ich wollten der Aufführung lauschen. Schließlich verließ die Mutter mit dem Kind den Raum. Ich war erleichtert, weil ich jetzt in Ruhe der Musik folgen konnte und später dachte ich dann: ‚Was für Opfer Mütter für ihre Kinder bringen! Vielleicht wollte diese Mutter ja auch gerne das Musikstück anhören, aber da die Kleine keine Ruhe gab, hat sie ihren eigenen Wunsch zurückgestellt.‘ Ich war und bin voller Respekt und Wertschätzung für das, was ich diese Mütter habe machen sehen. Wie viel sie zurückstecken müssen oder auch wollen für ihre Kinder. Das alles habe ich verpasst oder auch: Das alles ist mir erspart geblieben.

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