Alle Lehrkräfte in der Schule haben eine eigene Kopierkarte. Die beiden Kopiergeräte sind mit jeweils einem kleinem Lesegerät ausgestattet, in das wir unsere Karte hineinschieben. Die Anzahl der gemachten Kopien wird dann auf unserer Karte abgezogen. Sobald wir mit dem Kopieren fertig sind, drücken wir auf die Taste „Ende“ des Lesegerätes und es spuckt die Kopierkarte wieder aus. Nur, so einfach ist das nicht. Zuerst macht das Lesegerät ein surrendes Geräusch. Dann fährt die Karte einige Millimeter heraus und man denkt automatisch: „Ah, fertig! Super. Schnell zurück in den Unterricht.“ Aber nein. Das Lesegerät zieht die Kopierkarte wieder ganz ein und fängt erneut an zu surren. Erneut kommt die Kopierkarte ein Stück heraus, um direkt wieder eingezogen zu werden und dann erst ist der Vorgang für das Lesegerät abgeschlossen. Es muss die Karte nur noch herausschieben, und ich kann sie wieder einstecken. Ich kenne die Geräte nun schon seit einigen Jahren. Ich weiß, dass ich circa 10 Sekunden auf meine Karte warten muss. An diesem Morgen jedoch könnte ich explodieren: „Das gibt’s doch nicht, dass das so lange dauert. Jetzt beeil doch endlich mal, Maschinchen. Komm in die Pötte. Jetzt mach schon! Beeil dich!“ Es hilft nur alles nichts. Die Zeit, bis das Lesegerät meine Karte herausschiebt, lässt sich einfach nicht abkürzen. Während ich mit dem Lochen der Kopien beschäftigt bin, fällt mir auf, wie angespannt ich an diesem Morgen bin: „Ach guck mal an, wie genervt du heute bist! Das ist ja interessant. Du stehst total unter Strom. Sonst hast du die Ruhe weg, bis das Gerät deine Kopierkarte ausspuckt …“ Und schon werde ich etwas ruhiger und bekomme etwas mehr Abstand zu meinen Gefühlen und bin nicht mehr ganz so darin verfangen.
Bemerkst du, wenn du angespannt bist oder unter Druck stehst? Gelingt es dir, Abstand zu deinen Gefühlen zu gewinnen und nicht mehr darin verfangen zu sein?