Wann habe ich angefangen über das Alter nachzudenken? Mit 50 war ich noch mitten drin im Leben, voller Energie. Gegen Ende der 50er merkte ich schon, dass meine Kräfte nachließen, besonders bei der Gartenarbeit, aber ich schrieb das noch nicht meinem Alter zu. Dann wurde ich 60. Ich hörte ein ums andere Mal: Das Alter ist doch nur eine Zahl. Oder: Man ist so alt wie man sich fühlt. Die Sechs vorne dran machte schon einen Unterschied. Mit 61 zog ich um und merkte jetzt ganz deutlich, dass meine körperlichen Kräfte abgenommen hatten und ich lange brauchte, um mich von der Anstrengung zu erholen. Eine Nachbarin, ein junges Mädchen, die meinen Einzug sah, sagte zu ihrer Begleiterin: „Da zieht eine Oma ein.“ Ich stutzte. Wurde ich etwa als Oma wahrgenommen? Leute schauten überrascht, wenn ich sagte, ich sei 61, hatten sie mich doch jünger eingeschätzt. Ich trage einfach weiterhin Jeans und eine Kurzhaarfrisur und färbe meine Haare nicht. Es ist nicht mein Anliegen, jünger zu wirken, ich versuche aber auch nicht, mich „meinem Alter entsprechend“ zu verhalten. Ich fühle mich offener und vielleicht noch interessierter als in jüngeren Jahren und obendrein gelassener und geduldiger. Wann würde ich mich alt fühlen? Was bedeutete das, „alt zu werden“ oder „alt zu sein“? Ich hatte mit Sicherheit die längste Zeit meines Lebens hinter mir. Und wie viel Zeit würde mir noch bleiben? Das fragte ich mich durchaus das ein oder andere Mal.