Cello solo

Ich gehe zu einem einstündigen Solokonzert für Cello im Rahmen des Städtischen Sommerprogramms. Das Cello ist für mich nicht so das klassische Soloinstrument, dennoch bin ich offen, mich darauf einzulassen. Der Musiker beginnt mit Stücken von Bach. Bach bedeutet für mich Orchester und Klangfülle. Wenn Bach nur vom Cello gespielt wird, spricht mich das nicht so an, merke ich. „Hmm …“, denke ich, eher etwas enttäuscht. Dann spielt der Cellist ein Stück von dem ungarischen Komponisten György Ligeti. Ich kenne zwar den Namen des Komponisten, hatte bis dahin aber noch nie bewusst etwas von ihm gehört. Was für eine Herausforderung für meine Ohren! Es ist nichts Eingängiges, keine leichte Kost. Ich öffne meine Hörkanäle und gehe mit. Das Stück geht weit über meine Hörgewohnheiten hinaus und ich muss mich überwinden, um nicht abzuschalten. Als nächstes spielt der Musiker ein Stück eines zeitgenössischen Komponisten, Giovanni Solinas, der mir völlig unbekannt ist. Bei diesem Stück werde ich sogar noch mehr gefordert. Der Musiker begleitet das Stück auch stimmlich und entlockt seinem Instrument Töne und Klänge, die ich dem Cello nie zugetraut hätte. Völlig Unerwartetes trifft in diesem Stück zusammen. Es ist ein Feuerwerk, bunt und überraschend. Ich folge ihm wie einem Krimi. Ich halte vor Spannung die Luft an. Was kommt als nächstes? Am Ende des Stückes sitze ich völlig überwältigt da und aus meinem Mund kommt ein lautes „Bravo“. Was für ein Hörerlebnis! Und was für eine Überraschung dieses Konzert geworden ist.

Bist du bereit, dich für neue Hörerlebnisse zu öffnen? Wann hast du das letzte Mal eine für dich neue Musik bewusst angehört?

Nach oben scrollen