Ich bin in einer Whatsapp-Gruppe von meinem Chor. Da wir uns zur Zeit nicht treffen können, gab es einen kurzen Austausch in der Gruppe, wie es uns so geht während der Corona-Zeit. Ich habe anschließend mein Smartphone weggelegt und erst viel später wieder draufgeschaut. In der Zwischenzeit waren 53 Nachrichten eingegangen. Als ich nachschaute, sah ich, dass sich 2-3 Teilnehmerinnen der Chor-Whatsapp-Gruppe intensiv über ein Rechenrätsel ausgetauscht hatten. Also nichts, was mit dem Chor zu tun hat. Ich war richtig verärgert. 53 Nachrichten!
Ich war eine ganze Weile mit dem Ärger verhakt: „Können die sich denn nicht privat mit Rechenrätseln beschäftigen? Ich finde Matherätsel einfach nur doof. Das müssen doch nicht alle mitkriegen! 53 Nachrichten. Das nervt!“ Darauf habe ich ganz schön lange rumgekaut. Dann erst konnte ich nach meinen Bedürfnissen schauen: Mir ist eine effektive Nutzung und Klarheit in der Struktur wichtig, d.h. für mich, dass ich die Whatsapp-Gruppe Chor für Sachen, die den Chor angehen nutzen möchte, z.B. für Terminabsprachen, den Austausch über Noten und Lieder usw. Erst als ich für mich klar hatte, worum es mir geht, konnte ich in die Freude reinspüren, die diese 2-3 Frauen an und mit dem Rechenrätsel hatten.
Und mir ist dabei nochmal klar geworden, wie wichtig es ist, dem Ärger und den ‚Wolfsgedanken‘ Raum zu geben. Nur dann können sie sich wieder beruhigen. Auch sie wollen gesehen und gehört werden.