Telefongespräch II

Ich erzähle ihr, die mich mein Leben lang kennt, dass ich in der letzten Woche im Krankenhaus war. Mir sei im Unterricht heiß und kalt geworden, ich habe mich nicht mehr konzentrieren können und beim Aufstehen sei mir schwindlig geworden. „Das ist der Kreislauf“, unterbricht sie mich. Unbeirrt erzähle ich weiter. Ich sei dann mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht worden. Nach vier Krebsfällen in der Familie sei meine Angst gewesen, dass es jetzt mich träfe! „Ach, so ein Quatsch. So was darfst du gar nicht denken.“ Als ich erzähle, dass ich eine Entzündung des Gleichgewichtsorgans im linken Ohr habe, kommt von ihr: „Das hatte meine Mutter auch mal. Da ist sie ins Reformhaus gegangen. Dort haben sie ihr ein Mittel empfohlen und dann war es weg. Da musst du nur in ein Reformhaus gehen. Die wissen, was da hilft, die haben richtig Ahnung.“ Als ich später erwähne, dass mein Auto noch an der Schule stehe, sagt sie: „Da fragst du einfach zwei Kollegen, ob die dir das Auto nicht bringen können.“ Nach dem Telefonat überlege ich enttäuscht: Vielleicht rede ich mit ihr das nächste Mal doch besser nur über das Wetter.

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