Nach dem Seminar gehe ich in die hauseigene Sauna des Seminarhauses. Was für ein Genuss, nach einem Tag voll intensivem Reden und konzentriertem Zuhören loszulassen und zu entspannen. Ich bin ganz alleine. Ich genieße die Ruhe und das Schwitzen. Bei meinem zweiten Saunagang gesellt sich noch ein anderer Referent dazu. Er ist in Plauderlaune: Was ich denn für ein Seminar geben würde. Als er ‚Gewaltfreie Kommunikation‘ hört: Wie wichtig dieses Thema sei, gerade jetzt. Er habe das Thema Steuern. Das sei ja recht trocken, aber er versuche es so lebendig wie möglich zu gestalten. Und er erzählt weiter … Ich überlege, was ich tun kann: Die Sauna verlassen? Das wäre der einfachste Weg. Ich will aber nicht gehen, weil sein Reden mich anstrengt. Ich will gehen, wenn ich genug geschwitzt habe. Er plaudert weiter. Ich nehme innerlich Anlauf und warte auf eine Redepause, die aber nicht kommt. Und dann hole ich tief Luft und unterbreche ihn mit den Worten: „Ich habe heute viel geredet und viel zugehört. Meine Zuhörkapazität ist erschöpft.“ Er entschuldigt sich sofort, er sei ja nur neugierig gewesen, was ich so mache. Er wolle mich nicht zutexten. Und er schweigt.