Blind Date

Mein Automechaniker will mich mit seinem Chef für ein ‚Blind Date‘ verkuppeln. Ich bin neugierig und lasse mich darauf ein. Ich treffe Erik zwei Tage später und wir gehen in ein Restaurant. Ich erzähle ihm, dass ich eine Website habe und in meinem Blog Geschichten schreibe. „Zeig mal,“ sagt er. Ich hole mein Handy raus und suche im Blog. Ich gebe ihm die „Regenwürmer“ zu lesen. Als er fertig gelesen hat, sagt er: „Du kannst nicht alle Regenwürmer retten.“ Nein, das kann ich nicht und ich kann es auch nicht zulassen, sie von den Schülern zertrampeln zu lassen. Ich gebe ihm die Geschichte „Im Zug“ zu lesen. Daraufhin erzählt er mir eine Geschichte, die ihm selbst im Zug mal passiert ist. Als letztes gebe ich ihm „Die Pizza“ zu lesen. Diese Geschichte kommentiert er mit: „Ja, das ist unsere Überflussgesellschaft. Über so etwas denke ich nicht nach. Was ich nicht ändern kann, damit belaste ich mich nicht.“ Dann erzählt er lang und breit, dass die Politiker die Steuergelder aus dem Fenster werfen würden und nicht auf die Probleme im eigenen Land schauten. Die Bürger würden Aufgaben übernehmen, die in die Zuständigkeit des Staates gehörten. Wir seien ein so reiches Land, da dürfte es keine Tafeln geben.
Ich weiß nicht mehr, wie er auf das Thema kommt, aber plötzlich redet er über Sex. Ich stoppe ihn. Sex ist für mich kein Thema bei einem ersten Treffen. „Man müsste doch über alles reden können“, sagt er.
Ich lenke das Gespräch in eine andere Richtung und frage, wohin er gern in Urlaub fahre. Nach Sri Lanka, sagt er und beginnt ausführlich und sehr detailliert über seine Urlaube dort zu erzählen. Er fragt mich nicht, wo ich gerne hinfahre. Später erzähle ich, dass ich Lehrerin bin und was ich unterrichte. „Und weil du dich langweilst, machst du die Seminare?“ Nein, ich mache die nicht aus Langeweile. Ich mache sie, weil mir das Thema am Herzen liegt. Aber da ist er schon bei einem anderen Thema. Als wir uns verabschieden, sagt er, ich wäre schon eine Sünde wert, auch wenn wir doch weit auseinander lägen. Ja, tatsächlich. Wir liegen sehr weit auseinander.

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