Ich verbringe eine Woche in einem Team von drei Seminarleitern und vier Verantwortlichen für den Kreativbereich mit 13 Familien und deren Kindern. Meine Kollegen und ich bieten eine Anzahl von Seminaren zum Thema Gewaltfreie Kommunikation an. Das Kreativteam hat eine große Anzahl an Bastelangeboten für die Kinder. Neben den Seminaren stehen die Kollegen und ich auch noch für Begleitgespräche zur Verfügung. Ich werde in dieser Woche oft darauf angesprochen werden, ob ich mir Zeit für ein Gespräch nehmen könne, was ich gerne tue. Ich begleite Menschen in einem Gefühlschaos bei der Klärung. Ich begleite Menschen auf der Suche nach einem besseren oder anderen Kontakt zu ihren Kindern. Und auf der Suche nach einem besseren Kontakt zu sich selbst. Oder ich begleite ein Paar bei einem Konflikt miteinander. Die Menschen schenken mir ihr Vertrauen. Sie öffnen sich und zeigen sich mir in schmerzvollen und verletzlichen Momenten. Was mir anvertraut wird, halte ich sanft und behutsam und achtsam. Ich kann ihr Leben nicht ändern. Ich kann da sein, ihnen mit meinem offenen Herzen zuhören, mit ihnen behutsam einen inneren Knoten lösen im Vertrauen, dass sie ihren Weg finden werden. Ein Paar, dass ich einmal begleitet habe, bittet mich um ein zweites Gespräch. Sie beginnt. Ich höre ihr zu. Und ich höre ihm zu. Das Gespräch geht hin und her. Schicht um Schicht geht es tiefer. Tränen fließen. Sie wagen sich immer näher heran an ein schmerzvolles Thema. Und es wird immer offensichtlicher, dass ihnen die Liebe abhanden gekommen ist. Eine Trennung wird nicht ausgesprochen, sie steht jedoch im Raum. Diese Begleitung geht mir unter die Haut und wird mir noch lange nachgehen.