Zehn Jahre hat er mich fast überallhin begleitet. Bei allen großen Fahrten war er dabei und brachte mich zuverlässig an jedes von mir gesetzte Ziel. Er brachte mich vollbeladen und bei größter Hitze bis in die Bretagne. Ohne den geringsten Zwischenfall. Er brachte mich in die Alpen nach Österreich und ein andermal in die Schweiz. Er brachte mich den St.-Bernhard-Pass hinauf, der so steil ist, dass mir fast schwindlig wurde und ich bei der Abfahrt nicht in die Ferne schauen konnte vor lauter Höhenangst. Er sprang bei Kälte an und bei Dauerregen. Natürlich brauchte er zwischendurch neue Bremsbeläge, neue Reifen und auch mal eine neue Batterie. Aber er hat mich nie im Stich gelassen mit einer Panne im Irgendwo. Er fuhr mich vollbeladen in den Urlaub oder vollbeladen mit Gartensäcken zur Gründeponie oder nur mich, überallhin. Er fuhr und fuhr und fuhr. Er war ein ganz und gar zuverlässiger Begleiter. Und nun, nach 10 Jahren in meinem Besitz und 18 Jahren seiner Gesamtlebenszeit, wurden die Ventile undicht und er schluckte unverhältnismäßig viel Öl. Als ich in die Werkstatt fuhr, um den Ölverbrauch checken zu lassen, überreichte der Mechaniker mir eine Mängelliste mit einem Kopfschütteln und den Worten: “Schauen Sie sich zeitnah nach einem neuen um.“ Ich fühlte mich wie bei der Verkündung einer Diagnose von unheilbarem Krebs. War das das Ende? Musste ich mich von ihm trennen?