Es ist der erste Tag des zweiten Lockdowns. Ich bin in der Schule. Kopfschmerzen plagen mich. Ich frage eine Kollegin, ob sie ein Aspirin hat. Nein, leider nicht. Ich frage eine zweite Kollegin. Sie hat ein anderes Mittel dabei, das sie mir anbietet. Ich weiß, dass ich Aspirin gut vertrage und bevorzuge es. Ich frage weitere Kolleginnen. Neun insgesamt. Die neunte dann hat tatsächlich ein Aspirin für mich. Ich nehme es sofort ein und komme gut durch den Tag.
Später fällt mir auf, dass mich keine der angesprochenen Kolleginnen später gefragt hat, ob ich ein Aspirin bekommen habe und auch nicht, wie es mir ginge oder ob es mir jetzt besser ginge. Und ich weiß, dass wir an diesem Tag alle am Limit waren, gleichzeitig hätte ich mich über ein Wort oder eine kleine Geste gefreut.
Bin ich selbst immer achtsam, wie es meinem Gegenüber geht?, frage ich mich. Denke ich an ein Wort oder eine Geste für sie oder ihn?