1115 Kopien

In einem kurzen Mail informiert mich meine stellvertretende Schulleitung, dass ich am 5.6. den Raum wechseln müsse, da in meinem Klassenraum Elektroarbeiten durchgeführt würden. Gut, denke ich, das ist Mittwoch und Mittwoch ist mein kurzer Tag, da habe ich nur zwei Gruppen und die sind beide recht klein. Als ich am nächsten Tag, am Dienstag, den 4.6. in die Schule komme, ist mein Klassenraum eine Baustelle. “Sie müssen heute den Raum wechseln, ich bin hier den ganzen Tag am Arbeiten,” sagt mir der Elektriker. Wie jetzt, denke ich, das sollte doch am Mittwoch passieren, am 5.6.? So ein Mist, denke ich und das an meinem langen Tag mit drei großen Gruppen! Es hilft nichts, ich nehme die Materialien, die ich brauche und gehe in den Vorbereitungsraum der Küche, der mir als Ersatz angeboten wurde. Dort muss ich erstmal die Tische so stellen, wie es für meine Gruppen passt und noch einen Tisch extra organisieren, weil nicht genügend da sind. Dann gehe ich durch die Klassen und informiere meine Schülerinnen über den Raumwechsel. Ich habe keine Zeit zu kopieren und verschiebe es auf die Pause. Zum Beginn der Stunde sind nicht alle da und ich muss noch die suchen, die fehlen. Wegen des Raumwechsels sind die Gruppen unruhiger als sonst. In der Pause spricht mich die Schulsozialarbeiterin auf einen ukrainischen Schüler an, der heute nicht in die Schule gekommen ist. Ich hatte seiner Mutter bei ihrem Besuch in der Schule in der vorherigen Woche zugesagt, ihn in dem Fall zu Hause abzuholen. Also werde ich ihn in der Mittagspause abholen fahren. In der Pause vorher finde ich keine Zeit zu kopieren. In der Mittagspause dann kommt eine Kollegin und meint, sie brauche wie jeden Dienstagnachmittag den Raum. Ich muss wieder umziehen. Ich entscheide mich zuerst zu essen, dann den Schüler abzuholen und dann nach einem freien Raum zu fragen. Ich ziehe abermals um, informiere wieder die Schülerinnen und erst als es schon zum Ende der Pause klingelt, komme ich zum Kopieren. Ich stehe am Kopierer und drücke auf “1” für eine Testkopie. Nichts passiert. Ich drücke wieder auf “1”. Wieder passiert nichts. Ich stehe total unter Druck. Ich gebe schließlich auf 15 ein, die Anzahl Kopien, die ich für die Gruppe brauche. Jetzt setzt sich der Kopierer in Gang und zeigt 1115 Kopiereraufträge im Display. Ich kriege den Vorgang nach 18 Kopien gerade noch gestoppt, aber nicht storniert. Weil ich schon spät dran bin, gehe ich in die Klasse und hoffe, dass sich der Kopierer nach einer kurzen Zeit selbst ausloggt und die Aufträge storniert, so wie es mir schon einige Male passiert ist, als ich das gar nicht wollte. Am Ende des Unterrichts fahre ich noch eine kranke Schülerin nach Hause. Am nächsten Tag liegt im Lehrerzimmer ein dicker Stapel Kopien auf meinem Tisch und hat die Schulleiterin mir eine Kopiersperre erteilt.

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