Wir sollen in einem Kreis von ca. 20 Frauen kurz und knackig unsere berufliche Tätigkeit vorstellen. Von Frau zu Frau wird die Erzählung länger. Es wird nicht mehr nur die aktuelle berufliche Tätigkeit genannt, sondern die ganze berufliche Biographie über die Ausbildung, Zusatzausbildungen bis hin zu nebenberuflichen Erfahrungen erzählt. Je weiter die Runde geht, desto häufiger kommen auch noch die Ehrenämter dazu. Ich werde unruhig, hieß es doch „kurz und knackig“. Später spreche ich die Vorsitzende an: „Ich hätte mir gewünscht, dass du nochmals an das ‚kurz und knackig‘ erinnerst.“ – „Ja, vielleicht“, sagt sie, „aber vielleicht haben hier auch Frauen Raum bekommen, die sonst keinen Raum haben.“ – „Ich bewundere deine Geduld“, sage ich. „Weißt du“, entgegnet sie, „ich bin Hebamme, da braucht man vor allem Geduld. Das geht gar nicht anders.“ Später denke ich weiter darüber nach. Ich brauche für meinen Beruf vor allem Struktur, zum Beispiel um dem Unterricht einen roten Faden zu geben und beim Thema zu bleiben. Ein Abweichen kann die ganze Unterrichtsstunde sprengen. Sie braucht für ihren Beruf vor allem Geduld. Wie sehr uns unsere Berufe doch prägen… Oder suchen und finden wir unsere beruflichen Tätigkeiten nach unseren Stärken?