Ich gehe am Ostersonntag in die Messe in der Basilika. Die Messe wird vom Kirchenchor und einem Orchester begleitet. Sie spielen eine Messe von Telemann. Ein Paar kommt und setzt sich in die Bank vor mir. Sie trägt einen pinkfarbenen Mantel. Beide schauen sich interessiert in der Kirche um. ‚Die sind nicht von hier‘, denke ich. Als der Priester die Messe beginnt, bekreuzigen sie sich nicht. ‚Die sind also auch keine Katholiken‘, geht es mir weiter durch den Kopf. Als die Gemeinde aufsteht, schauen sie sich um und stehen auch auf. Sobald alle sich wieder setzen, setzen sie sich auch, immer leicht zeitversetzt. Die angezeigten Lieder blättert sie eifrig im Gotteslob nach und singt sie mit. ‚Die Lieder scheinen ihr zu gefallen.‘ Das Vaterunser betet sie nicht mit. ‚Das wird bei den Evangelischen doch auch gebetet.‘ Bei der Eucharestie bleiben beide sitzen und blockieren den Durchgang für andere, die nach vorne wollen. ‚Die könnten doch wenigstens aufstehen und Platz machen.‘ Als der Chor singt und das Orchester spielt, wippt sie mit dem Bein leicht mit. Am Ende der Messe klatscht sie begeistert für die musikalische Begleitung. Ich freue mich, wie sie sich respektvoll einfügt, das mitmacht, was ihr zusagt und da schweigt und sich zurückhält, wo es ihr aus welchen Gründen auch immer widerstrebt. Über den Zeitraum der Messe habe ich für diese Frau Sympathie entwickelt und hätte sie am liebsten angesprochen.
Wie geht es dir mit unbekannten Besuchern in einer dir vertrauten Gruppe?