Ich unterrichte eine Gruppe von acht syrischen Mädchen aus vier verschiedenen Klassen. Wenn sie zusammenkommen, geht das Geschnatter los, in Arabisch, alle durcheinander. Sie bemerken mich kaum, nur wenn ich eingreife, horchen sie auf und sind kurzfristig ruhig. Dann legen sie wieder los. Mit lauter Stimme sage ich: „Ruhe“, und „Deutsch bitte“. Wieder herrscht einen Moment Ruhe und dann geht es wieder los. „Ihr könnt in der Pause Arabisch reden. Ich könnt zu Hause Arabisch reden. Ihr könnt am Wochenende Arabisch reden“, sage ich, und „im Unterricht bitte Deutsch.“ Wieder hält es nur wenige Minuten. Ich kann sie verstehen, weil es ihre Muttersprache ist, die sie natürlich brauchen, um sich so auszudrücken, wie sie es wirklich wollen. An manchen Tagen habe ich ein dickeres Fell und lasse sie reden. Und dann gibt es auch Tage, da reißt mir der Geduldsfaden und ich denke: Sie leben hier in Deutschland. Sie brauchen doch die Sprache, um sich hier zurechtzufinden, um hier Fuß fassen zu können. Ich glaube bei ihnen so wenig Interesse für diese neue Sprache, für das Land, das sie aufgenommen hat, wahrzunehmen und spüre den Keim der Ablehnung ihnen gegenüber. Ich entscheide mich ganz bewusst, diesen Weg nicht weiterzugehen.