Allein oder in Gesellschaft?

Judith lerne ich kennen, als ich auf einer Wanderung am örtlichen Krankenhaus vorbeikomme und dort in der Cafeteria unter Pinien eine Pause mache. Ihr Mann liege nach einem Unfall hier im Krankenhaus, erzählt sie. Wie schrecklich die Verhältnisse dort seien. Sie könne sich mit dem Arzt nicht richtig verständigen, das Personal sitze herum und unterhalte sich nur. Dann erzählt sie von den Radreisen, die sie mit ihrem Mann gemacht habe, bis Riga, durch Rumänien und, und, und. Nach einer Weile, und nachdem wir unsere WhatsApp-Kontakte ausgetauscht haben, breche ich auf. Am nächsten Tag verabreden wir uns zum Mittagessen. Sie hat wieder viel zu erzählen, das interessant ist, gleichzeitig ist es anstrengend, so viel und so lange zuzuhören. Ich breche auf und ruhe mich erst einmal aus. Am Tag darauf schreibt sie mich an, ob wir uns abends noch einmal treffen wollten, bevor sie am nächsten Tag abreise. Ich überlege: Ich hätte schon gerne Gesellschaft. Das hieße dann aber wieder: viel und lange zuhören. Und ja, es gäbe auch die Option, ihr wertschätzend zu vermitteln, dass ich gar nicht so viel zuhören kann und will. Möchte ich im Urlaub dafür Energie investieren? Ich überlege eine Weile hin und her und entscheide mich dann dafür, den Abend alleine zu verbringen.

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