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Fermentieren

Ich entdecke das Fermentieren beim Surfen auf YouTube. Sauerkraut und saure Gurken kenne ich, klar. Aber dass sich auch noch weiteres Gemüse fermentieren lässt, wusste ich nicht. Das ist doch eine tolle Idee, um die Überschüsse in meinem Garten zu verwerten, denke ich. Der Funke springt über. Begeistert schaue ich mir weitere Videos zu dem Thema an: Wie geht das Fermentieren? Was kann man alles fermentieren und was für unterschiedliche Rezepte gibt es? Gleich am nächsten Tag besorge ich mir Bügelgläser und fange an, das was ich gelernt habe, mit dem Gemüse aus meinem Garten umzusetzen. Sieben Gläser habe ich inzwischen angesetzt mit unterschiedlichen Gemüsesorten und nach unterschiedlichen Rezepten. Jetzt kann ich nur noch abwarten und bin so gespannt, wie es dann schmecken wird.

Wo und wann hast du zum letzten Mal etwas Neues entdeckt, das dich begeistert hat und hast es auch umgesetzt?

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Mein Geburtstag

Ich habe meinen Geburtstag immer gefeiert, weil man das so macht. Ich habe diese Konvention nie wirklich in Frage gestellt. Irgendwann fing ich dann an, den Tag in einem kleinen Kreis zu feiern und seit zwei Jahren lade ich niemanden mehr ein. Das hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern damit, dass ich angefangen habe mich zu fragen, was ich denn an diesem Tag wirklich machen möchte. Das hatte ich mich bis dahin noch nie ernsthaft gefragt. Und seitdem stelle ich fest, dass ich gar keine Lust darauf habe, meinen Geburtstag zu feiern, nur weil es eine Konvention ist. Vielmehr möchte ich mich an diesem Tag fragen: Worauf hast du heute wirklich Lust? Wie lange hat es gedauert, das zu erkennen und mich damit ernst zu nehmen, dazu zu stehen und es auch umzusetzen!

Wo folge ich Konventionen, die zu hinterfragen ich noch nicht auf die Idee gekommen bin?
Wo folgst du Konventionen, die du noch nie hinterfragt hast?

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Hörst du den Regen?

Ich wache auf. Es ist Sonntagmorgen. Ich nehme ein Geräusch wahr und überlege, was es sein könnte: Die Waschmaschine in der Wohnung über mir? Ein laufender Wasserhahn? Das Brummen des Kühlschranks? Das ist es alles nicht. Erst dann komme ich auf die Idee, dass es der Regen draußen sein könnte. Als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich, dass tatsächlich ein feiner Regen fällt. Ja, es ist das zarte Rauschen des Regens auf dem Blätterdach der Bäume. Ich lege mich wieder hin und lausche noch eine Weile in den Regen hinein.

Nimmst du die leisen Töne wahr? Nimmst du dir Zeit, ihnen zu lauschen?

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Paris – Neu Delhi – Provinz

Ich fahre morgens im beschaulichen Saarbrücken los und komme 1h50 später in der Metropole Paris an. Die Stadt empfängt mich mit überfüllten Boulevards, drängelnden und hupenden Autos, sich durch den Verkehr schlängelnden Fahrradfahrern und Menschen aller Kulturen. So viele Reize auf einmal! Ich bin angespannt und brauche etwas Zeit, um mich zu orientieren. Willkommen in der Großstadt! Ich schlendere durch das Viertel und setzte mich in ein kleines indisches Café. Ich betrete eine andere Welt. Auf dem Menü stehen nur indische Gerichte und um mich herum höre ich nur Sprachen, die ich nicht verstehe. Solange ich meine Vadas esse und den süßen Chai trinke, bin ich in Neu Delhi und nehme die Gefühle wahr, die ich in meiner Zeit dort hatte: Die Neugier auf das Fremde und die Ermüdung, die es verursacht. Auch mittags, als ich in einem indischen Restaurant einen Thali bestelle, fühle ich mich nach Neu Delhi zurückversetzt. Am Nachmittag spaziere ich zum Kanal Saint Martin. Dort fährt gerade ein Lastschiff in eine Schleuse ein. Ich setze mich in ein Café und überlasse mich dem Schauspiel. Bei einem Café au lait beobachte ich, wie die Ampel an der kleinen Brücke, die über den Kanal führt, auf Rot springt. Der Verkehr kommt zum Stehen. Die Passanten warten geduldig, die Autofahrer stellen den Motor ab. Ich nehme keine Ungeduld oder Irritation bei den Wartenden wahr. Die Brücke schwingt langsam zur Seite, um dem Schiff Durchfahrt zu gewähren. Die Atmosphäre dort hat nichts von turbulenter Großstadt, vielmehr etwas von gemächlich friedvoller Provinz. In diesem Moment im Café fühle ich mich wie im Urlaub, entspannt, absorbiert vom Geschehen um mich herum und ganz im Hier und Jetzt.

Nimmst du wahr, was um dich herum passiert? Und wie du dich dabei jeweils gerade fühlst?

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Schreiben

Ich nehme mir vor, einmal im Monat neue Geschichten für meinen Blog zu schreiben. Der Monat endet und ich hatte keine neuen Ideen. Ich krame in meinem Hirn danach, was ich erlebt habe, aus dem ich eine Geschichte machen kann. Nichts will mir einfallen. Ich gehe meine Tage in der Schule durch und das, was ich privat erlebt habe. Nichts! Das gibt es doch nicht! Das ist doch nicht möglich, dass ich so rein gar nichts erlebt habe, was ich aufschreiben könnte. Na gut, beschließe ich, dann schreibe ich diesen Monat mal nichts. Ist ja auch nicht schlimm! Und kaum, dass ich diesen Gedanken zu Ende gedacht habe, fließen die Ideen. So passiert es nun schon zum zweiten Mal. Ich beschließe, in Zukunft eher loszulassen und darauf zu vertrauen, dass die Ideen schon kommen werden.

Wo hältst du an Gedanken fest und blockierst dadurch den Fluss von Ideen und Energien? Kannst du dir vorstellen, das nächste Mal, wenn du eine Blockade wahrnimmst, loszulassen und zu vertrauen?

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Neu Delhi

Ich spaziere den Boulevard Saint Denis in Paris entlang. Dort konzentrieren sich die indischen, srilankischen und pakistanischen Geschäfte und Restaurants. Ich betrete ein Geschäft. Der Duft von Sandelholz und die Klänge fremder Musik umarmen mich. Und ich erinnere mich an meine Jahre in Neu Delhi.
Wie schwer tat ich mich, mich in dieser fremden Kultur zurechtzufinden. Nichts war mir dort vertraut, rein gar nichts. Nicht ein Wort dieser fremden Sprache (Hindi) verstand ich. Die Bollywood-Songs, die aus den offenen Fenstern der Siedlung drangen, waren für meine Ohren unmelodiös. Das Essen war von einer Schärfe, die meinen Darm anfangs sehr strapazierte. Ich hatte bis dahin noch nie eine frische reife Mango oder Guave gegessen oder wusste nicht, was eine Jackfruit ist und bei Koriander dachte ich, ich würde auf Geranien kauen. Und noch nie hatte ich Überbevölkerung erlebt: Menschen, Menschen, Menschen überall. Es wurde gedrängelt, geschoben und gedrückt ohne Rücksicht auf Abstand zum Gegenüber, in Geschäften, in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Verkehr.
Nichts von dem Klima erinnerte auch nur im entferntesten an das, was ich aus Deutschland kannte. Nur von Dezember bis Februar waren die Temperaturen angenehm für mich. Die Hitze im Sommer mit über 40°C war dann noch erträglicher als der Monsun im September mit 90% Luftfeuchtigkeit bei über 30°C. Ich fand es schwer zu verstehen und mich darauf einzustellen, dass es immer wieder Stromunterbrechungen gab und nur zu bestimmten Zeiten fließendes Wasser. Bei jedem Einkauf wurde um den Preis gefeilscht. Festpreise gab es nicht.
Und keiner verstand, worüber ich mich beklagte, kannten alle es doch nicht anders als voll, heiß und gedrängt.
Es waren keine leichten Jahre und ich kann heute auch nicht mehr sagen, ob ich mich überhaupt wirklich auf das Land eingelassen habe. Tief geprägt haben mich die drei Jahre in Neu Delhi dennoch: Heute liebe ich scharfes indisches Essen. Ich liebe Koriander und bedauere, dass ich hier keine frische Jackfruit bekomme und ich liebe es, um Preise zu feilschen, wo immer es möglich ist. Mit tiefer Wertschätzung genieße ich, dass ich immer Strom und Wasser zur Verfügung habe und dass Menschen in Bussen, Bahnen und Geschäften auch ohne Corona Abstand zueinander halten. Die Jahre in Indien haben meinen Blick geweitet, meine Geschmacksknospen trainiert und mich dankbar für mein Leben in Deutschland gemacht.

Was hat deinen Blick geweitet? Kannst du dankbar für dein Leben in Deutschland sein?

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Die Linden blühen

Ich gehe die Martin-Luther-Straße entlang in die Stadt. Es ist ein milder Abend. Viele Menschen sind unterwegs und es herrscht reger Verkehr. Und da im Hintergrund ist noch etwas. Etwas Warmes und Betörendes umgibt mich und schmeichelt meiner Nase. Etwas, das mich zum Lächeln bringt, ein Wohlgefühl in mir auslöst, mich den Verkehr, die Abgase und die vielen Menschen vergessen lässt. Etwas, das mich warm umarmt. Es sind die blühenden Linden, die die Straße säumen und ihren Duft verströmen. Sie verströmen ihren Duft für die, die ihn wahrnehmen und für die, die ihn nicht wahrnehmen. Ich laufe weiter durch die Lindenduftwolke und genieße sie in vollen Zügen.

Wo hast du ein Auge für das kaum Sichtbare? Wo hast du ein Ohr für das kaum Hörbare? Wo nimmt deine Nase den feinen Duft wahr? Es ist das feine kaum Wahrnehmbare, das unsere Seele nährt. Bist du empfänglich dafür?

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Was ich vermissen werde

In meinem Garten blühen die Lilien. Ich liebe ihren Duft über alles. In jeder Ecke meines Gartens nehme ich ihn wahr, bleibe stehen und genieße ihn. In mir taucht ein Gedanke auf: Was würde ich schmerzlich vermissen, wenn meine Zeit gekommen wäre, diese Inkarnation zu verlassen? Den Duft der Lilien, der Linden und der Duftwicken. Ich liebe Düfte. Sie bedeuten mir sehr viel und berühren mich tief.
Und wie sehr würde ich den Wald vermissen, sein so vielfältiges und abwechslungsreiches Blätterkleid, in das er sich zu den verschiedenen Jahreszeiten kleidet: Mal steht der Wald ganz nackt und kahl, mal besteht sein Blätterkleid nur aus einem feinen Flaum aus zartem hellen Grün, dann wird er dicht und dunkel, bis er sich seines Blätterkleides in einem bunten Farbenspiel entledigt.

Was würdest du vermissen, wenn deine Zeit gekommen wäre?

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Meine Lieblingsschauspielerin

Ich habe mir im Lockdown viele Filme angeschaut und dabei eine mir bis dahin unbekannte Schauspielerin kennen und schätzen gelernt. Auf YouTube habe ich mir Interviews mit ihr angehört und fand sie und ihre Art sich zu geben natürlich und sehr sympathisch. Sie lächelte und antwortete freundlich und offen auf alle Fragen. Was für eine aufgeschlossene und zufriedene Person, dachte ich und genoss alle weiteren Filme, die ich mit ihr sah, noch mehr.
Irgendwann stieß ich auf Videos auf ihrer Facebookseite. Sie berichtete, dass sie ihr Haus in Hollywood hatte aufgeben müssen, dass sie eine schwere Zahninfektion hatte und in einem Park überfallen worden war. Wütend und aufgelöst fluchte sie über ihre Situation und das Verhalten der örtlichen Polizei und zeigte den Stinkefinger. Unter Tränen jammerte sie außerdem, wie in der Filmindustrie mit Menschen umgegangen würde und zog beleidigend über Filmproduzenten her.
Mein Bild der freundlichen und mit ihrem Leben zufriedenen Schauspielerin zerbrach. Ich war bitterlich enttäuscht.

Hast du bestimmte Bilder von Menschen im Kopf? Glaubst du, dass dein Bild diesem Menschen wirklich entspricht?

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Verantwortung

Ich bin seit 18 Jahren in der Schule tätig. Seit 18 Jahren beklage ich mich und jammere ich immer mal wieder, mehr oder weniger, über das System Schule. Es ist immer zu wenig Zeit, es gibt zu wenig Personal und immer mehr Kinder brauchen mehr als nur den Fachunterricht. Es geht den Schüler*innen, den Lehrer*innen und den Eltern nicht gut. Wie oft rege ich mich über laute, unruhige Schüler*innen auf, die mit dem Kopf ganz woanders sind. An diesem Morgen kommt eine Schülerin zu spät und ohne Mundschutz. Ich gehe runter ins Sekretariat, um ihr einen Mundschutz zu holen. Während ich das tue, wird mir auf einmal bewusst, dass ich all die Jahre die Verantwortung abgegeben habe. All die Jahre habe ich das System Schule beschuldigt. Und ich begreife, dass es ganz alleine meine Verantwortung ist, wie ich auf das System reagiere. Das System Schule hat nur die Macht, die ich ihm gebe. Es liegt ganz bei mir, wie ich auf die Schule bzw. meine Schüler*innen reagiere. Ich bleibe an diesem Tag gelassen und lasse mich nicht von dem Verhalten der Schüler*innen aus der Ruhe bringen. Ich möchte mich in Zukunft daran erinnern, dass ich alleine die Verantwortung dafür trage, wie es mir geht.

Wo gibst du deine Verantwortung ab? Wo gibst du äußeren Umständen die Schuld?

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