An die Besucher meines Blogs

Ich sehe in der Statistik meiner Website, dass ich Leser*innen aus aller Welt habe: aus Brasilien, Vietnam, den USA, Schweden, Dänemark, England, Singapur, den Seychellen, Irland und noch weitere. Ich bin total überrascht.
Wie habt ihr mich gefunden? Seid ihr selbst GFK-Trainer*innen? Sprecht ihr Deutsch als Fremdsprache oder seid ihr Deutsche, die im Ausland leben? Welche Geschichte aus meinem Blog gefällt euch ganz besonders? Was berührt sie in euch? Mögt ihr mir davon erzählen? Benutzt einfach das Kontaktformular.
Herzliche Grüße an meine Leser*innen überall in der Welt

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Die eigene Vielfalt

Wie viele verschiedene Seiten, Neigungen, Fähigkeiten und Interessen wir haben! Erfahren und erleben wir sie alle, oder zumindest einen Teil davon?
Ich praktiziere mein musikalisches und künstlerisches Können im Chor. In meinem Lesekreis gebe ich meinem Interesse an Literatur Raum und auch dem Blick in andere Kulturen. In der Schule bekommen meine Fähigkeit, meine Muttersprache zu vermitteln und mein Hang zur Struktur ihren Ausdruck und ebenso meine Kreativität, indem ich für verschiedene Grammatikthemen Lernkärtchen bastle. Im Garten erfahre ich körperliche Aktivität, die Liebe zur Natur und ich kann ihn so gestalten, wie es mir gefällt. Und beim Schreiben jetzt fällt mir noch viel mehr ein, was ich so mache … nämlich Geschichten schreiben … Seminare geben …
Und welche Seiten an mir habe ich vielleicht noch gar nicht entdeckt? Und wie viele Aspekte werden ganz unentdeckt bleiben?

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Was prägt uns

Wir sollen in einem Kreis von ca. 20 Frauen kurz und knackig unsere berufliche Tätigkeit vorstellen. Von Frau zu Frau wird die Erzählung länger. Es wird nicht mehr nur die aktuelle berufliche Tätigkeit genannt, sondern die ganze berufliche Biographie über die Ausbildung, Zusatzausbildungen bis hin zu nebenberuflichen Erfahrungen erzählt. Je weiter die Runde geht, desto häufiger kommen auch noch die Ehrenämter dazu. Ich werde unruhig, hieß es doch „kurz und knackig“. Später spreche ich die Vorsitzende an: „Ich hätte mir gewünscht, dass du nochmals an das ‚kurz und knackig‘ erinnerst.“ – „Ja, vielleicht“, sagt sie, „aber vielleicht haben hier auch Frauen Raum bekommen, die sonst keinen Raum haben.“ – „Ich bewundere deine Geduld“, sage ich. „Weißt du“, entgegnet sie, „ich bin Hebamme, da braucht man vor allem Geduld. Das geht gar nicht anders.“ Später denke ich weiter darüber nach. Ich brauche für meinen Beruf vor allem Struktur, zum Beispiel um dem Unterricht einen roten Faden zu geben und beim Thema zu bleiben. Ein Abweichen kann die ganze Unterrichtsstunde sprengen. Sie braucht für ihren Beruf vor allem Geduld. Wie sehr uns unsere Berufe doch prägen… Oder suchen und finden wir unsere beruflichen Tätigkeiten nach unseren Stärken?

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Das erste Mal – das letzte Mal

Ich erinnere mich daran, als ich das erste Mal einen Hamburger gegessen habe. Ich war 13 oder 14 und für einen Sprachaustausch in Paris. Meine Gastfamilie nahm mich mit zu McDonald’s auf den Champs Élysées. Ich hatte von McDonald’s vorher noch nie etwas gehört, geschweige denn so etwas gegessen. Ich bestellte ein Big-Mac-Menü. Es schmeckte mir.
Ich erinnere mich an meinen ersten Flug. Da war ich zweiundzwanzig und ich flog alleine. Ich war furchtbar nervös. Mit der Bahn war ich schon gefahren, geflogen aber noch nie. Ich erinnere auch mich an meine erste Urlaubsfahrt mit meinem ersten gebrauchten Auto.
2022 war ich wieder in Neuseeland gewesen. Würde das mein letzter Besuch dort gewesen sein, fragte ich mich jetzt? Letztes Jahr habe ich mir einen neuen Gebrauchtwagen gekauft. Würde dies mein letztes Auto sein? Im Juli 2027 werde ich die Arbeit in der Schule beenden. War vielleicht die „Zeit der letzten Male“ schon angebrochen?

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Struktur

Zwei Jahre muss ich noch arbeiten, bis ich, wenn auch mit Abzügen, Rente beziehen kann. Immer häufiger beschäftigt mich dieses Thema und wird Gegenstand meiner Gespräche. Auch wenn mich meine Arbeit sehr anstrengt und ich mir sehnlichst wünschte, mehr Energie für mich übrig zu haben, frage ich mich, wie das wohl sein wird, nicht mehr zu arbeiten. Die Schule gibt eine feste Struktur vor, des Tages, der Woche, des Jahres. Wie wäre es wohl ohne diese Struktur? Von Frühjahr bis Herbst wird mich mein Garten beschäftigen, mir Sinn und Freude geben. Was aber werde ich an verregneten und grautrüben Tagen machen? Und was von November bis zu den ersten schönen Tagen im Frühling? Das beunruhigt mich schon. Wird mir irgendwann die Decke auf den Kopf fallen? Noch habe ich Zeit, mich mit diesem Gedanken, ohne vorgegebene Struktur zu sein, anzufreunden und mich darauf vorzubereiten.

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Wie innen so außen

Seit vielleicht 6 oder 7 Jahren habe ich zwei Zwergobstbäume in meinem Garten. Sie werden von Jahr zu Jahr größer, ganz sicher über eine Zwergengröße hinaus, und tragen leider keine Früchte. Ob sie zu dicht stehen? Oder ob sie sonst etwas bräuchten?
Ich habe zu wenig Platz im Garten, um weiter abzuwarten, denn sie stehen an einem ungünstigen Standort, wo sie nicht noch größer werden sollten. Dennoch überlege ich lange hin und her. Schließlich entscheide ich mich aber für eine radikale Lösung. Die Bäumchen müssen weg. Erst säge ich die Stämme so weit wie möglich in Bodennähe ab. Dann mache ich mich daran, die erste Wurzel freizugraben. Ich buddele Erde weg, ich säge drumherumliegende Wurzeln durch, durchtrenne dünnere Wurzeln mit der Astschere. Dann schaufle ich wieder Erde weg, um weitere Wurzeln freizulegen. Irgendwann wird der Wurzelstock beweglich und ich sehe, wo er noch festhägt. Ich durchtrenne die letzten Wurzeln mit der Astschere. Geschafft! Ich halte die Wurzel in der Hand. Was für ein befriedigendes Gefühl das ist. Mühevoll war es und es ist mir gelungen. Wenn ich das kosmische Gesetz „wie innen so außen“ anwende: welche Wurzel eines nicht fruchtbaren Baumes bzw. welche Haltung oder Eigenschaft habe ich damit in mir, in meiner Psyche entfernt? An dieses Gesetz glaube ich, auch wenn ich die Zusammenhänge nicht immer direkt erkennen kann.

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Selbstdisziplin

Zu meinem Geburtstag schickt sie mir ein Bild der Mutter als junge Frau, eins der Mutter mit ihrer Mutter und eins der Mutter mit einer Freundin zusammen. In der Betreffzeile schreibt sie: „Statt Blumen.“ Sonst nichts weiter. Ich weiß nicht so recht, was sie mir damit sagen oder wünschen will. Genauso schreibe ich ihr das dann auch und erzähle etwas von meinem Alltag. Wie beschwerlich die letzten Tage in der Schule bei der großen Hitze waren. Dass ich noch zwei Jahre durchhalten muss, bis ich in Rente gehen kann und ich mir Sorgen mache, weil ich wegen der Jahre im Ausland und meiner Halbtagstätigkeit wenig Rente bekommen werde.
In ihrer Antwort bezichtigt sie mich der Übellaunigkeit, sie als Mülleimer zu missbrauchen und rät mir Selbstdisziplin an, um mich selber und andere nicht runterzuziehen. Sie verschone mich auch mit ihren Problemen.
Ich bin fassungslos. Wo bitte bin ich denn übellaunig? Ich erzähle doch nur von meinem Alltag. Aber die Übellaunigkeit ist etwas, dass sie mir schon häufiger vorgeworfen hat. Wie gerne würde ich zurückblaffen: ‚Und wie war es mit deiner Selbstdisziplin, als du mir erzählt hast, wie unglücklich du dort bist, wo du wohnst und dass du dort keine Kontakte findest? Das habe ich jahrelang von dir gehört.‘ Die Gefühle und Gedanken wirbeln in mir herum. Ich atme tief durch und ich lasse Zeit vergehen. So gerne ich auf ihre Vorwürfe eingehen möchte, antworte ich ihr schließlich: „Ich bedaure, dass ich nicht die Schwester bin und sein kann, die du dir wünschst.“ Und später schreibe ich ihr nochmal: „Ich bedaure, dass wir es so schwer miteinander haben. Ich verstehe nicht, was du mir mit den Bildern sagen willst und du verstehst nicht, was ich mit meinem Mail sagen will. Das finde ich sehr schade.“

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Neun Minuten

Ich werde im Oktober mit dem Zug nach Kroatien fahren und drei Mal umsteigen müssen. Das letzte Mal in Villach. Dort habe ich 9 Minuten Zeit. Je näher die Ferien rücken, desto mehr mache ich mir Gedanken darüber. Was mache ich, wenn ich den Anschluss verpasse? Ich suche im Internet nach einer späteren Verbindung. An dem Tag gibt es keine weitere Direktverbindung. Übernachte ich in Villach und fahre am nächsten Tag nach Zagreb? Oder nehme ich noch zwei oder drei Mal Umsteigen in Kauf, um an dem Tag noch nach Zagreb zu kommen, jedoch spät nachts? Oder fahre ich weiter nach Ljubljana und übernachte dort? Ich wäge ab, überlege hin und her. Welche Variante sagt mir am meisten zu? Keine wirklich. Und dann habe ich noch eine ganz andere Idee: Warum beschäftige ich mich nur damit, dass ich den Anschluss verpasse? Warum lenke ich meine Energie nicht darauf, dass alles klappen wird? Ich male mir ein inneres Bild aus, wie ich in Villach ankomme und genau auf dem Bahnsteig gegenüber der Zug nach Zagreb steht. Ich steige entspannt in meinen Anschlusszug und erreiche wie geplant Zagreb. So sei es.

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Die kann ich nicht leiden

Das neue Schuljahr hat begonnen. Wir treffen uns zur ersten Dienstbesprechung. Neue Kolleg*innen sind dazugekommen, orientieren sich erst einmal und lernen das Kollegium kennen. Ich stehe am Kaffeeautomaten und höre eine Kollegin im Gespräch sagen: „Die Neue da, die kann ich nicht leiden.“ – „Warum?“, schalte ich mich ein. „Du kennst sie doch gar nicht.“ – „Nee“, sagt sie, „aber guck doch mal.“ Ich sehe eine Frau mit kurzen, schwarzen, gewellten Haaren und Brille, vielleicht Mitte oder Ende dreißig, die sich etwas unsicher umschaut. Ich sehe nichts an ihr, was ich nicht leiden könnte, zumal ich sie ja noch gar nicht kenne. Wie schade finde ich es, dass so schnell ein Urteil gefällt wird und der Person kaum eine Chance gegeben wird.

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Das Liebespaar

In der Stadt findet ein Straßenfestival statt. Ich komme rechtzeitig für eine Nachmittagsvorstellung, um noch einen Sitzplatz zu finden. Es ist noch sehr heiß und ich schaue mich um, welche Plätze im Schatten sind und später auch im Schatten bleiben. Auf einer Bank sehe ich zwei junge Frauen, die offensichtlich ein Liebespaar sind. Ich entscheide mich, mich neben sie zu setzen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sie die Hände nicht voneinander lassen können. Ich freue mich für sie, dass sie einander gefunden haben und die Liebe erwidert wird. Wie schön es ist, zu lieben und geliebt zu werden. Dass es zwei Frauen sind, darüber stolpere ich keine Sekunde lang. Da sind zwei Menschen, die sich lieben und das ist alles, was für mich zählt.
Und noch ein Gedanke taucht in mir auf. Ich möchte ihnen so etwas wie Schutz bieten. Von meiner Seite wird kein böser Blick kommen und kein blöder Kommentar. Von meiner Seite kommt nur Wohlwollen.

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