Die Königin des Gartens

Im Tierreich gibt es einen König, den Löwen. In meinem Garten gibt es eine Königin, die Tomate. Ich betrachte es wirklich wie eine Wissenschaft sie großzuziehen. Am Anfang steht das Herauspulen der Samen aus meiner Lieblingssorte. Die müssen dann getrocknet werden. Im Frühjahr setze ich sie auf der Fensterbank in Töpfe und ziehe sie bis zu den Eisheiligen dort groß. Tomaten sind sehr kälteempfindlich und sollten erst danach rausgesetzt werden. Weil mir letztes Jahr wegen des vielen Regens alle an der Braunfäule eingegangen sind, habe ich im Frühjahr ein Dach gebaut, um sie vor der Nässe zu schützen. Viele Gedanken flossen in die Überlegung, wie ich eine Überdachung konstruieren könnte. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich die Idee durchdacht hatte und noch eine weitere Weile, bis das Dach dann endlich stand. Zwölf Pflanzen passten darunter, weitere Tomaten, die ich geschenkt bekam, musste ich ohne Schutz ins Freie setzen. Vielleicht hatten sie und ich ja Glück und dieser Sommer würde nicht so nass werden. Erst wuchsen die Pflanzen in die Höhe und in die Breite. Ich stützte sie mit Tomatenstangen ab. Dann kamen die Blüten, und schließlich wurden winzig kleine grüne Früchte sichtbar, die größer und größer wurden, bis manche Pflanzen schwer an ihren pampelmusengroßen Früchten trugen. Ich hegte und pflegte sie, goss und düngte sie. Und dann endlich, Mitte August, bekamen die ersten Tomaten eine leichte Rotfärbung. Und bald schon konnte ich die erste Königin des Gartens genießen!

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Die Luftmatratze

Für den Campingurlaub bestelle ich mir im Internet eine 1,20 m breite Luftmatratze mit einem eingebauten Luftkissen zum Aufpumpen. Ich nehme noch meine schmale Luftmatratze mit. Man weiß ja nie! Angekommen auf dem Campingplatz in der Nähe von Taizé baue ich das Zelt auf, pumpe die neue Matratze auf und richte mein Bett für die Nacht. Als ich später schlafen gehen will, ist die Luftmatratze platt. Was ist das denn, denke ich. Wieder pumpe ich sie auf. Schon beim Aufpumpen höre ich ein Zischen. Irgendwo entweicht Luft. OK, da gibt es noch zwei Ventile und eins ist nicht ganz fest zugedrückt. Na, wenn es nur das Problem ist … Ich drücke also das undichte Ventil fest zu und pumpe wieder auf. Ich lege mich müde von der langen Fahrt hin. Nach einer Zeit, ich habe im Zelt keine Uhr, liege ich auf dem blanken Boden. Oh nein – und jetzt? Ich will doch einfach nur schlafen. Ich stehe auf und pumpe die Matratze wieder auf. Das Spiel wiederholt sich, die Luft entweicht unmerklich und ich liege wieder auf dem Boden. Ich pumpe wieder auf und da ich so müde bin, schlafe ich irgendwann ein.
Morgens wache ich auf dem blanken Boden auf. Ich bin so frustriert. Da habe ich eine neue Luftmatratze gekauft und sie ist undicht. Jetzt muss ich mich, wenn ich wieder zu Hause bin, um die Rückgabe kümmern. Aber was für ein Glück, dass ich die schmale Luftmatratze mitgenommen habe. Als hätte ich es geahnt. Ich schlafe die restlichen Nächte nicht sonderlich bequem, aber ich schlafe nicht auf der harten Erde. Wieder zu Hause, suche ich die Bestellung der Matratze raus und schreibe dem Hersteller ein Mail. Ich solle doch ein Foto des Problems schicken. Was? Soll ich die Matratze einmal aufgepumpt und einmal leer fotografieren? Na gut, wenn ich dann mein Geld zurückerstattet bekomme, mache ich das. Wo am besten mache ich das, überlege ich. Draußen auf einer Wiese? Danach muss ich ja solange warten, bis sie leer ist. Ich entscheide mich schließlich, im Wohnzimmer Stühle aus dem Weg zu räumen und sie dort aufzupumpen, dann kann ich wenigstens nebenher noch andere Sachen machen. Als ich nach einer ganzen Weile nachschaue und teste, ist immer noch Luft drin. Auch Stunden später und auch als ich mich wiederholt drauflege, hält die Luftmatratze die Luft. Wie kann das sein, dass sie im Urlaub nicht dicht war? Ich bin auch nicht eine Sekunde lang auf die Idee gekommen, sie dort am nächsten Tag im Hellen und nicht so müde noch einmal zu testen.

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Die Mitbringsel

Zu Hause treffen wir uns sonntags nach der Messe immer in einer lockeren Gruppe von 8-10 Personen, die noch zusammensitzen und plaudern. Ich habe dort erzählt, dass ich nach Taizé fahre. Eine Frau bat mich, ihr ein Kreuz mitzubringen. Ja, sagte ich, das mache ich gerne. Ein anderer fragte mich, ob ich sein Kreuz, das er geschenkt bekommen hatte, mitnehmen würde, damit es noch mal nach Taizé käme. Ja, auch das würde ich gerne machen. In Taizé, im Verkauf der Gemeinschaft, überlegte ich dann, ob ich nicht allen ein Kreuz mitbringen sollte. Meine Gedanken gingen hin und her. Ja, es wäre bestimmt eine schöne Geste, für alle etwas mitzubringen. Und gleichzeitig merkte ich, dass das für mich bei zwei Personen der Gruppe nicht stimmig sein würde. Ich konnte gar nicht genau erklären warum, vielleicht, weil zwischen uns mehr Distanz war, weniger Wärme? Ein innerer Dialog begann. Diese Geste könnte ja auch eine Brücke bauen, wendete eine Stimme ein. Sei nicht so kleinlich. Aber, konterte eine andere Stimme, ich merke da einen inneren Widerstand. Der Widerstand gewann. Aber ich bin mir bis heute nicht sicher, ob das die richtige Entscheidung war.

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Taize II

So viele Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Aussehen kommen hier zusammen. Da sind junge und alte, große und kleine, schmächtige und breite, korpulente und hagere, blonde, braune, rot- und grauhaarige. Und vermutlich haben alle etwas an sich auszusetzen, finden sich ein wenig zu viel von etwas oder zu wenig von etwas. Kein Baum vergleicht sich mit einem anderen, keine Blume misst sich mit einer anderen. Jede erblüht in ihrer vollen Schönheit ohne den Zweifel, sie sei nicht perfekt oder nicht so schön wie die Nachbarblume. Ich betrachte die Menschen um mich herum und finde sie alle schön, perfekt in ihrer eigenen Art. Wie schade ist es, dass wir an uns zweifeln.

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Stadtbesichtigung

Ich betrete das Museum. Die Dame an der Kasse bietet mir einen Hörführer an. Ich lehne dankend ab. Ich möchte eigene Eindrücke sammeln. Kein Problem, antwortet sie. Als ich das Museum verlasse, bietet mir dieselbe Person einen Stadtplan an, falls ich noch durch die Stadt bummeln wolle. Wieder lehne ich dankend ab. Ich möchte gerne nach Herzenslust herumschlendern. Wenn ich an eine Straßenecke komme, schaue ich, ob mir die Gasse links gefällt, dann biege ich links ab, gefällt mir die Gasse rechts, biege ich rechts ab. Ich muss nicht alles gesehen haben, was auf dem Stadtplan markiert ist, um einen Eindruck zu gewinnen. Vielleicht verpasse ich etwas und vielleicht entdecke ich auch etwas, was nicht auf dem Plan steht. Zum Beispiel ein süßes kleines Café, wo die Gäste selbst die Preise für ihre Getränke bestimmen.

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Taizé I

So viele Menschen aus aller Welt kommen hier zusammen, meist Jugendliche, aber nicht nur. Ein Sprachengewirr umgibt mich, Sprachen, die ich verstehe und welche, die ich nicht einmal zuordnen kann. Es herrscht ein unglaubliches Gewusel, überall sind Menschen in kleinen oder großen Gruppen, einzelne oder Paare, die schreiben, lesen oder ihr Handy in der Hand halten oder dösen. Und dann, zur Zeit des Gebets, finden sich alle, vielleicht 2000 Menschen in der Kirche zusammen, in Stille. Und im Singen schließlich verbindet uns trotz unserer Unterschiedlichkeiten und den verschiedenen Stimmlagen etwas Größeres und wir verschmelzen für diesen Moment zu einer Einheit.

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Zelten IV

Abend auf dem Zeltplatz. Ein schreiendes Kleinkind, Nachbarn, die beim Aperitif sitzen, andere, die grillen. Hinter der Trennhecke höre ich jemanden am Wohnwagen wurschteln. Andere sind schon beim Spülen an den öffentlichen Spülbecken oder laufen mit einem Handtuch um den Hals zu den Duschen. Ein Ehepaar sitzt bei Tisch und isst gepflegt zu Abend. Alles spielt sich draußen ab. Man sieht, wann die Menschen essen und welche Flaschen auf dem Tisch stehen. Hier treffen Länder und Kulturen aufeinander. Neben mir campt ein holländisches Paar, daneben Spanier. In der Nachbarallee sind Schweizer und noch mehr Holländer und viele Franzosen und auch viele Familien mit Kindern. Auf kurze Zeit sind wir eine kleine Völkergemeinschaft, die lebt und leben lässt.

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Zelten III

Ich zelte noch so richtig mit einem Zelt und bin damit zunehmend eine Ausnahme auf Campingplätzen. Die meisten sind im Campervan oder mit Wohnwagen da. Ich zelte, weil ich es liebe, so nah an der Natur zu sein, morgens aus dem Zelt direkt im Freien zu sein und den ganzen Tag draußen zu verbringen. Ich frühstücke im Freien, ich koche und esse im Freien. So ganz im Gegensatz zu meinem Alltag zu Hause, wo ich die meiste Zeit drin bin. Und preiswert ist es auch. Ein Auto mit einem holländischem Kennzeichen mit Wohnwagen kommt an und hat wohl die Parzelle neben meiner gebucht. Ein Paar steigt aus. Er koppelt den Wohnwagen ab und lenkt ihn per Fernbedienung selbstständig an den gewünschten Platz. Sie bauen ein Vordach auf und legen eine Matte aus. Darauf kommen gepolsterte Campingstühle mit einem großen Tisch und einem Beistelltisch. Hinter dem Wagen wird ein Wäscheständer aufgestellt mit einem Körbchen für die Klammern und schließlich werden noch zwei E-Bikes abgeladen und mit einer Regenplane abgedeckt.
Ich staune. Und ja, vielleicht bin ich ein bisschen neidisch, wegen der Bequemlichkeit, z.B. bei über 30°C einen Kühlschrank zu haben. Gleichzeitig genieße ich die Einfachheit meiner eigenen Ausstattung. Und dass ich zu Hause den Luxus wieder schätzen werde.

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Kontrastprogramm

Ich bin auf einem Zeltplatz. Die Menschen hier sind teilweise weit angereist, für einen Tapetenwechsel, Entspannung, vielleicht Qualitätszeit mit der Familie. Viele haben ihre Räder dabei und unternehmen kurze oder längere Radtouren. So auch ich. Jeden Abend radle ich 20 Minuten und tauche in eine andere Welt ein, in die Gemeinschaft von Taizé. Tausende finden sich dort Woche für Woche ein, um an einem religiösen Treffen teilzunehmen. Drei Mal am Tag gibt es Gebetszeiten und dazwischen Einführungen in die Bibel und Gespräche über den Glauben. Jugendgruppen aus aller Welt kommen, um daran teilzunehmen. Ich tauche ein in Stille, Gebete und Gesänge, die von ca. 2000 Menschen getragen werden. Und dann radle ich wieder zurück und bin wieder auf dem Campingplatz mit seiner sommerlichen Ferienstimmung.

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Ferienpläne

Schon vor etlichen Monaten hatte ich mir mal Gedanken darüber gemacht, wo ich in den Sommerferien hinfahren könnte. Eine Idee war Thüringen. Im Radio hatte ich von einer sehr besonderen Konditorei gehört, in der Nähe sollte es einen Stausee geben, in dem man schwimmen konnte und dann wollte ich mir noch Chemnitz anschauen, die Kulturhauptstadt 2025. Mit dem Plan war ich ganz zufrieden. Bis die Ferien kamen, da verlor ich das Interesse an der Idee. Irgendwie war’s das nicht mehr. Wohin dann? Ans Meer! Ja, ans Meer, das wär’s. Die Weite genießen, lange Spaziergänge machen und in die Wellen springen. Nach Holland, das wäre der kürzeste Weg zum Meer. Ich verbrachte viele Stunden im Internet mit der Suche nach einem Campingplatz. Zu meinen Wunschterminen waren alle Plätze ausgebucht, und teuer fand ich sie noch obendrein. Na klasse. Und jetzt? In die Vogesen, war meine nächste Idee. Wieder verbrachte ich Stunde um Stunde im Internet mit der Suche, diesmal nach einer kleinen Ferienwohnung oder einem Tinyhouse. Es gab Möglichkeiten, aber irgendwie konnte ich mich für die Idee dann doch nicht so richtig begeistern. Und nun? Sollte ich nicht einfach zu Hause bleiben? Dann würde zumindest die Sucherei im Internet ein Ende haben. Und dann, von ganz woanders her, sozusagen aus dem Off, kam kaum wahrnehmbar eine leise Stimme, die mir Taizé zuflüsterte. Ach, dachte ich. Aber ja, warum nicht? Da hatte ich doch schon immer mal hingewollt. Das wäre ja jetzt die Gelegenheit!
Von einer Chormitsängerin, die schon öfter dort gewesen war, bekam ich einen Tag später viele nützliche Informationen. Der Campingplatz in der Nähe hatte noch Plätze frei, die im Vergleich zu Holland auch wirklich preisgünstig waren. Ich buchte, und eine Woche später fuhr ich los.

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