Nach Hause kommen

Ich betrete meine Wohnung nach 14 Tagen Abwesenheit. Fremde und Vertrautheit gleichzeitig empfangen mich. Hier bin ich also zu Hause. Ich schaue mir alles mit einem frischen, neuen Blick an und erlebe die Gefühle, die in mir wachgerufen werden. Ein Staunen, ein Anerkennen: Ah, das ist also mein Zuhause! Ich weiß, wo sich alles befindet und doch sind mir manche Handgriffe nicht mehr so vertraut. Wie genau habe ich nochmal den Kaffee gemacht?
Ohne meine Katze ist die Wohnung befremdlich leer. Ich bin von der langen Zugfahrt müde und gleichzeitig aufgekratzt. Ich packe den Rucksack aus, räume alles an seinen Platz. Und fühle mich immer noch voller Energie. Was könnte ich jetzt tun? Ich koche eine Suppe aus einem Kürbis, der verarbeitet werden muss. Das Essen in Kroatien war lecker, gleichzeitig freue ich mich wieder auf mir vertraute Geschmäcker. Als ich im Bett liege, spüre ich, wie mein ganzer Körper vibriert … von der Anstrengung? Von der Umstellung? Am nächsten Tag hole ich meine Katze aus dem Katzenhotel ab. Auch sie schaut sich zuerst etwas verwundert um. Dann geht sie ihrer gewohnten Wege. Langsam finde auch ich in mein gewohntes Leben zurück. Und spüre, wie sich auch die Enge wieder um mich legt.

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Zug fahren

16 Stunden war ich unterwegs von Zagreb nach Saarbrücken, in drei verschiedenen Zügen. Von Zagreb nach Villach, von Villach nach Salzburg und schließlich von Salzburg nach Saarbrücken. Von Zagreb bis Villach waren Mitfahrende dabei, die in Zagreb eingestiegen waren, hauptsächlich Urlauber. In Ljubljana stieg eine Gruppe ein, die dort an einem Kongress teilgenommen hatte. An vielen Bahnhöfen änderte sich die Zusammensetzung der Menschen im Abteil. Jemand stieg aus und andere stiegen ein. Anfangs plauderten die Mitreisendem noch. Je länger die Fahrt jedoch dauerte, desto mehr stellten sich Müdigkeit und Schweigen ein. Sobald es dunkel wurde, gab es draußen nichts mehr zu sehen. Irgendwann wurde auch jede Art von Beschäftigung langweilig: lesen, Musik hören, Podcasts folgen, Videos oder Filme anschauen. Ab München stiegen Geschäftsleute ein, die sich in ihr Handy oder Notebook vertieften. 16 Stunden teilte ich den Raum mit unterschiedlichen Menschen und deren Energie, ohne eine Möglichkeit des Rückzugs zu haben. Ich habe vielleicht keinen großen C0²-Abdruck mit dieser Reise hinterlassen, aber ich kam angestrengt, müde und ausgelaugt zu Hause an.

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Ich mag mich

Ja, ich mag mich so, wie ich mich auf dieser Reise erlebe. Ich laufe durch neue Städte mit einem Staunen für das Neue und Unbekannte. Mit Leichtigkeit und Freude spreche ich Fremde an. Ich lasse mich entspannt auf ‚Smalltalk‘ ein. Im Zug plaudere ich mit Mitfahrern. Offen und interessiert stelle ich Fragen. Ohne Urteil lausche ich den Erzählungen. Ich respektiere das Schweigen oder die Wortkargheit mancher Mitreisender. Ich mache Komplimente über das schöne Land, das ich gerade durchfahre. Ich spiele mit einem kleinen Mädchen „Tiere erraten“. Ich laufe mittags in ein Lokal in Villach hinein, in dem Männer beim Bier am Tresen stehen. Ich scherze mit ihnen und wir lachen zusammen. Ich plaudere mit der Servicekraft im Zug, die seit 14 Stunden Getränke und Sandwiches verkauft. Ich lausche ihr mit Verständnis für diese anstrengende Arbeit. Ja, ich mag mich, so wie ich mich auf dieser Reise erlebe.

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Auf Reisen

Menschen im Abteil, die nur auf ihr Smartphone schauen. Andere Menschen, mit denen man ins Gespräch kommt. Am Bahnsteig auf den nächsten Zug warten. Pendler, die ankommen und müde ihre Schritte zum Ausgang lenken. Menschen mit einem Kaffee To-Go in der Hand auf dem Weg zu ihrem Zug. An der Taub in Villach sitzen, weil der Zug verspätet war und dadurch der Anschluss weg ist. Ein junger Kroate, der von seiner Arbeit im Tunnelbau bei Innsbruck erzählt. Eine Deutsche, die Verwandte in Zagreb besucht hat. Dichter Morgennebel in engen Tälern und klare Bergflüsse in Slowenien. Ein kroatisches Paar auf dem Weg nach Paris, das von dem Erdbeben in Zagreb erzählt. Ein englisches Pärchen, das Slowenien bereist. Ein junger Mann, der in Ljubljana auf einer Konferenz war und von München erzählt. Ein kurzer Besuch in einem Trachtengeschäft in Villach und ein Plaudern mit dem Ladeninhaber, sein Stolz auf Trachten, Tradition und sein Land. Auf der Busreise von Zagreb nach Dubrovnik eine Frau, die an einer Autobahnraststätte nicht mehr einsteigt und doch später an einer anderen wieder zusteigt. In Österreich Mitreisende, die vom Klimaticket erzählen. Ein Ire, der erzählt, dass es in Irland keine Züge gebe und man ein eigenes Auto bräuchte.
Eine solche Vielfalt an Kontakten und Erlebnissen – manchmal anstrengend, meistens bereichernd!

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Bier und Chips

Es gibt Abende, da packt mich der Drang, eine Flasche Bier zu öffnen und Chips zu knabbern. Gottseidank passiert das nicht allzu oft, aber hin und wieder passiert es. Ich kann noch nicht genau sagen, in welchen Momenten mir danach ist.
Ich verreise, nehme Abstand von meinem Alltag, trete aus meinem gewohnten Leben eine Zeitlang heraus. Ich reise in die Ferne und fülle mich mit neuen Eindrücken. Ich besichtige Historisches, schwimme in der Adria, spaziere und genieße die Natur. Und dann kommt ein Abend, an dem es mich wieder packt – die Lust auf ein Bier und Chips. Jetzt bin ich so weit gereist und das Muster setzt sich trotzdem wieder durch. Muster lassen sich ja leider nicht so einfach ablegen.

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Hinter den Kulissen

In ihren Hotels genießen die Gäste Liegestühle mit Blick aufs Meer. Alle zwei bis drei Tage reisen hunderte, vielleicht tausende von Gästen ab und neue wieder an.
In der Hitze der Wäscherei in einem Randgebiet der Stadt stehen junge Frauen aus Nepal oder Indien und mangeln und falten Bettwäsche. Sie sehen angestrengt aus. Elegante Restaurants bieten lokale Köstlichkeiten auf ihrer Speisekarte an. In den Küchen an der Spüle stehen junge Männer aus Nepal oder Indien. Ob sie alle dieselben Löhne wie ihre kroatischen Kolleg*innen bekommen? Untergebracht sind sie in Apartments, die an Touristen nicht mehr vermietet werden können, weil sie den Standards nicht mehr entsprechen. Ich wohne in einem Touristenapartment, und in derselben Straße sind an vielen Häusern weitere Schilder für Apartments angebracht. Wo wohnen jetzt die Menschen, die hier einmal ihr Zuhause hatten?

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Touristenüberschwemmung

Dubrovnik hat keine Industrie, die die Region belastet, dafür hat die Altstadt ca.1,35 Millionen Besucher pro Jahr. Auch das stellt eine Belastung dar. Und davon sind die Bewohner vermutlich genervt. Staus durch die vielen Reisebusse. Vollgestopfte Stadtbusse, die zur Altstadt fahren. Jeden Tag Menschenmassen, die sich durch die Altstadt schieben. Alle zwei bis drei Tage neue. Immer wieder Menschen, die Fragen haben, die Informationen brauchen, die die Gassen verstopfen, die mitten im Gehen stehenbleiben, um ein Foto zu machen. Sie sind nicht wirklich freundlich, die Bewohner von Dubrovnik, aber auch nicht direkt unfreundlich. Sie bedienen im Geschäft, sie geben die Informationen, sie machen ihre Arbeit und gut ist’s. Die Stadt mit ihren etwas über 41.000 Einwohnern ist einfach überfordert mit dem Touristenansturm. Ich kann verstehen, dass die Menschen kein Interesse an persönlichem Kontakt haben und auch, dass sie ihr Entgegenkommen verloren haben. Das ständige Kommen und Gehen solcher Menschenmengen ist einfach zu viel.
Und dann erhasche ich doch ein Lächeln. Der Mann an der Theke eines Cafés, das etwas außerhalb liegt. Ich bitte um einen Cappuccino und er lächelt mich freundlich an.

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Tagesprogramm

Einen ersten Blick aufs Meer werfen. Die streunende Katze füttern und streicheln. Im Konzum ein Frühstücksteilchen und Mandarinen kaufen. Einen oder zwei Cappuccino mit Blick auf Zypressen und Olivenbäume trinken. Mich öffnen für neue Geschichten, die geschrieben werden wollen und mich von der Sonne wärmen lassen. Zur Bucht laufen und mich in das glasklare Wasser der Adria stürzen. Den Wellen lauschen. In der Academia zu Mittag essen. Am Nachmittag in der Sonne sitzen, lesen oder schreiben. Den Tag verstreichen lassen. Die streunende Katze füttern und streicheln. Was für ein erfüllender Tag das heute wieder war. Auch wenn oder gerade, weil so wenig passiert ist.

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Worte

Überall Worte. Menschen, die auf der Promenade spazierengehen, plaudern, oder diskutieren, seien es Paare oder erst recht in Gruppen. Sogar Einzelpersonen spazieren mit dem Handy am Ohr. Nur manch ein Paar geht schweigend nebeneinander her … schweigend genießen oder Schweigen nach einem Streit? Die Cafés und Restaurants schwirren von den Worten der Gäste. Auch am Strand wird geredet und sogar im Wasser. Besonders junge Menschen erfüllt anscheinend ein starker Drang, alles in Worte zu fassen. Ich suche Abstand von den Gesprächen und einen weiter entfernten Platz. Ich möchte den Wellen lauschen. Und die Wärme der Sonne genießen … ohne Ablenkung.

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Allein oder in Gesellschaft?

Judith lerne ich kennen, als ich auf einer Wanderung am örtlichen Krankenhaus vorbeikomme und dort in der Cafeteria unter Pinien eine Pause mache. Ihr Mann liege nach einem Unfall hier im Krankenhaus, erzählt sie. Wie schrecklich die Verhältnisse dort seien. Sie könne sich mit dem Arzt nicht richtig verständigen, das Personal sitze herum und unterhalte sich nur. Dann erzählt sie von den Radreisen, die sie mit ihrem Mann gemacht habe, bis Riga, durch Rumänien und, und, und. Nach einer Weile, und nachdem wir unsere WhatsApp-Kontakte ausgetauscht haben, breche ich auf. Am nächsten Tag verabreden wir uns zum Mittagessen. Sie hat wieder viel zu erzählen, das interessant ist, gleichzeitig ist es anstrengend, so viel und so lange zuzuhören. Ich breche auf und ruhe mich erst einmal aus. Am Tag darauf schreibt sie mich an, ob wir uns abends noch einmal treffen wollten, bevor sie am nächsten Tag abreise. Ich überlege: Ich hätte schon gerne Gesellschaft. Das hieße dann aber wieder: viel und lange zuhören. Und ja, es gäbe auch die Option, ihr wertschätzend zu vermitteln, dass ich gar nicht so viel zuhören kann und will. Möchte ich im Urlaub dafür Energie investieren? Ich überlege eine Weile hin und her und entscheide mich dann dafür, den Abend alleine zu verbringen.

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